Viele leere Sitze: Ist der PragBus ein Flop?

Chemnitz - Sollte der große Traum vom PragBus schon wieder ausgeträumt sein? Seit April rollt der neue Fernbus des Verkehrsverbundes Mittelsachsen (VMS) von Chemnitz über Marienberg in die tschechische Hauptstadt. Doch die Sitze bleiben auffallend leer.

VMS-Sprecher Falk Ester (56).  © Kristin Schmidt

Laut VMS haben bis Ende Juni 1286 Fahrgäste den PragBus genutzt. Bei 44 Sitzplätzen pro Fahrt liegt die durchschnittliche Auslastung nach knapp drei Monaten bei lediglich rund 17 Prozent.

Die meisten Tickets wurden online gebucht (83 Prozent), drei Prozent der Fahrgäste kauften ihr Ticket direkt beim Fahrer, 14 Prozent im VMS-Kundenzentrum.

"Da ist noch Luft nach oben", so VMS-Sprecher Falk Ester (56). Ziel sei eigentlich eine Auslastung von 50 Prozent.

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Am Mittwochmittag fuhr der Bus sogar ohne einen einzigen Fahrgast vom Chemnitzer Omnibusbahnhof los. Wie der Fahrer berichtete, stiegen erst in Marienberg vier Fahrgäste zu, die vorab gebucht hatten.

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Am Mittwoch startete der Bus ohne Fahrgäste in Chemnitz.  © Uwe Meinhold

PragBus fährt täglich ab Chemnitz zum Prager Flughafen und zur Metrostation Hradčanská

OB Sven Schulze (53, SPD) macht eine Verlängerung des Angebots von einer ausreichenden Nachfrage abhängig.  © Maik Börner

Als Gründe für die schwache Auslastung vermutet der Verkehrsverbund vor allem einen zu geringen Bekanntheitsgrad. Um das zu ändern, setzt man nun verstärkt auf Werbung in Medien und sozialen Netzwerken.

Der PragBus fährt täglich früh und mittags ab Chemnitz über Marienberg zum Prager Flughafen und zur Metrostation Hradčanská, am Nachmittag und Abend geht's zurück. Vorerst läuft das Angebot bis November.

Ist der PragBus danach Geschichte? Bei der Jungfernfahrt Anfang April stellte OB Sven Schulze (53, SPD), zugleich ZVMS-Vorsitzender, klar, dass eine Verlängerung des Projekts stark von der Nachfrage abhänge.

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"Wir warten den Sommer ab. Danach wird entschieden", meint Ester. Weitere Infos: 2025.vms.de/pragbus.

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Seit April verkehrt der PragBus zwischen Chemnitz und Prag.  © Uwe Meinhold

Ein Bus, der fast leer über die Grenze rollt. Das ist nicht gerade das, was sich der VMS vom neuen PragBus erhofft hatte. Seit April verbindet der Fernbus Chemnitz mit Prag, doch die Zwischenbilanz ist ernüchternd: nur rund 17 Prozent Auslastung, einzelne Fahrten ganz ohne Fahrgäste.

Klar ist: Das Angebot hat bisher nicht gezündet. Als Hauptgrund nennt der VMS fehlende Bekanntheit und setzt auf Werbung. Doch ob das allein reicht, steht sprichwörtlich in den leeren Sitzreihen. Ist der Fahrplan attraktiv? Passt der Preis? Ist die Verbindung alltagstauglich? Fragen, die sich der Verkehrsverbund dringend stellen und gegebenenfalls nachjustieren muss.

Trotz allem: Der PragBus ist eine gute Idee und hat gegenüber der Konkurrenz einen entscheidenden Vorteil. Während bei Anbietern wie FlixBus am Wochenende oder an Feiertagen die Preise deutlich steigen, bietet der PragBus ein einheitliches Preismodell. Das schafft Planbarkeit, besonders für Familien, die nicht erst bei der Buchung zittern wollen, wie teuer der Ausflug tatsächlich wird.

Die Sommermonate bieten eine echte Chance. Jetzt ist Reisezeit. Wenn der VMS zuhört, flexibel reagiert und gezielt wirbt, kann der PragBus noch ordentlich Fahrt aufnehmen. Die Idee stimmt. Es wäre schade, wenn sie auf halber Strecke liegen bleibt.

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