Was wird eigentlich aus dem Sensationsfund in der Chemnitzer City?
Chemnitz - Vor etwa einem Jahr stießen Archäologen bei Grabungen auf dem Baufeld zur "Neuen Johannisvorstadt" in Chemnitz auf ein jüdisches Tauchbad. Was wird aus diesem Sensationsfund?

Für Historiker gilt dieser Fund als einmalig in Sachsen. Problem: Auf der Baufläche entsteht gerade ein Wohnkomplex. Noch ist unklar, wie und ob, das Ritualbad überhaupt der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.
Eine Bürgerinitiative setzt sich für den richtigen Umgang mit dem Zeitzeugnis ein.
Landesarchäologin Regina Smolnik (62) bezeichnete den Fund als "einmalig". Das als Mikwe bezeichnete Ritualbad gilt als eines der wenigen älteren baulichen Zeugnisse der jüdischen Kultur in Sachsen.
Vermutlich stammt es aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Jüdische Frauen und Männer nutzten das Becken, um sich vor Anlässen rituell zu reinigen.
Die gegründete AG Mikwe Chemnitz hofft auf den bestmöglichen Erhalt. "Man darf sie nicht um jeden Preis zeigen", sagt Dr. Thomas Schuler (78), Ex-Direktor des Schloßbergmuseums.
Dann bestehe die Gefahr, dass sie zerstört wird. Der Standort der Mikwe sei problematisch, da sich dort die künftige Tiefgarage befindet. "Mit Virtual Reality ist sicher vieles möglich."



Fund in Chemnitz scheinbar einmalig in Sachsen

Gästeführerin Karin Meisel (61) würde Besuchern im Kulturhauptstadtjahr gern die Mikwe präsentieren, weiß aber um das fragile Konstrukt. "Ein Modell wäre die zweitbeste Variante."
Momentan ist das Bad aufgrund der Bauarbeiten mit Mörtelgemisch verfüllt.
"Die Mikwe bleibt erhalten. Über die geeignete Art der Darstellung laufen derzeit intensive Beratungen", so Dr. Christoph Heiermann (62), Sprecher des Landesamts für Archäologie.
In Sachsen scheint der Chemnitzer Fund einmalig. Zwar wurde in Görlitz ein ähnliches Becken freigelegt. Historiker Jasper von Richthofen bezweifelt in einem Beitrag jedoch die Funktion als jüdisches Ritualbad. Zudem wurde der Fund nicht von Archäologen begleitet.
Titelfoto: DPA