Wegen Sparplänen: Chemnitzer Kraftwerk droht die Schließung
Chemnitz - Wie der Blitz aus heiterem Himmel trafen die von Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) angekündigten Sparmaßnahmen zahlreiche Kinder- und Jugendangebote. Die Auswirkungen sind dramatisch: Dem "Kraftwerk" als traditionsreichstem Chemnitzer Haus für Kinder- und Jugendarbeit, droht das Aus. Sogar Kulturhauptstadt-Projekte wackeln.

Seit 1956 verbinden Generationen von Chemnitzern Kindheitserinnerungen mit dem früheren Pionierhaus "Juri Gagarin". Nächstes Jahr wollte der Verein "Kraftwerk" hier 30-jähriges Bestehen feiern.
"Wenn uns die Förderung für rund ein Drittel der Angebote wegbricht, dann reißt das den Rest mit. Dann können wir dieses große Haus nicht mehr betreiben und das gesamte soziokulturelle Zentrum steht vor dem Aus", sagt Kraftwerk-Geschäftsführerin Cynthia Kempe-Schönfeld (43).
Hinfällig wäre damit auch eines der wenigen im "Bid book" verankerten Jugendprojekte für die Kulturhauptstadt – eine große Manga- und Anime-Convention.
Ein zweites Kulturhauptstadt-Vorhaben droht in Einsiedel zu scheitern, weil der Jugendklub geschlossen werden soll.
Ortsvorsteher Falk Ulbrich (55, CDU): "Wir wollten die Technikaffinität junger Leute fördern. Jugendliche sollten selbst Modellautos entwickeln, designen und auf einer Rennstrecke testen können. Was jetzt geplant ist, führt in eine Sackgasse."



Stadträte fordern Offenlegung der Haushaltsplanungen

Zumal die angestrebten Einsparungen zumindest teilweise verpuffen: Die Gebäude des Einsiedler Jugendklubs und das "Kraftwerk" gehören der Stadt. Die "eingesparten" Mietzuschüsse schlagen gleichzeitig als verminderte Einnahmen zu Buche.
Stadträte fordern derweil die Offenlegung der Haushaltsplanungen. Stadträtin Christin Furtenbacher (37, Grüne) nennt das Vorgehen der Verwaltung "inakzeptabel": "Es ist Hoheit des Stadtrates, über den Haushalt zu entscheiden."
Alexander Dierks (35) CDU-Generalsekretär und Vorsitzender des Landesjugendhilfeausschusses fordert: "Dieser Prozess muss von der Stadtspitze angehalten und neu aufgesetzt werden, um den entstandenen Schaden zu begrenzen."
Titelfoto: Sven Gleisberg