Wo sie auftauchen, knickt der grüne Daumen ein: Die sieben Plagen der Kleingärtner

Chemnitz - Obst und Gemüse aus dem eigenen Beet zu ernten, macht Freude - solange nicht unliebsame Mitesser oder Krankheiten den Anbauerfolg verderben.

Suzanne Krauß (55), Vorsitzende des Stadtverbandes der Kleingärtner, schaut sich bei Sören Weißflug (43) in der Gartensparte "Hammerfrieden" um.  © Uwe Meinhold

Wenn eine Plage im Anmarsch ist, erfährt es Suzanne Krauß (55) meist zuerst. Sie ist Vorsitzende des Stadtverbands der Kleingärtner in Chemnitz, zu dem 14.000 Parzellen in 179 Vereinen gehören und deren Pächter bei den 104 Fachberatern des Stadtverbandes Rat suchen.

Der Tipp von Chemnitz' oberster Kleingärtnerin: "Mischkulturen und natürliche Pflanzenstärkungsmittel sind die beste Vorbeugung gegen Krankheiten und Schädlinge."

Auch die Kleingärtner stellen sich auf ein verändertes Klima ein: "Wir empfehlen beispielsweise Mulchen, um der Erosion bei heftigen Regenfällen vorzubeugen, und informieren über neue Schädlinge, die es vor einigen Jahren in unserer Region noch nicht gab", sagt Suzanne Krauß.

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Für TAG24 gibt sie Tipps zu den sieben nervigsten Plagen der Chemnitzer Kleingärtner.

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Die Nacktschnecke frisst "nahezu alles".  © Uwe Meinhold

Von Nacktschnecken bis zur Blasenlaus

Beim ersten Befall durch die Blasenlaus hilft es bereits, einzelne Blätter zu entfernen.  © Uwe Meinhold

Nacktschnecke

Die Saison der gefräßigen Schleimer startete nach einem trockenen Frühjahr im Mai. "Die fressen mittlerweile nahezu alles", so Krauß.

Ihr Rat: "Hände weg von Bierfallen, die ziehen die Schnecken der gesamten Umgebung an. Am wirksamsten ist Absammeln. Außer Tigerschnegel, die die Eier der Spanischen Wegschnecke fressen."

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Buchsbaumzünsler

Der invasive Falter stammt ursprünglich aus Ostasien. Seine Raupen fressen Buchsbäume ratzekahl. Krauß: "Voriges Jahr ist der Befall in Chemnitz explodiert. Wer an einem heißen Tag schwarze Müllsäcke über die Pflanze breitet, kann die Raupen wenig später darunter einsammeln. Die Mühe lohnt bei Einzelpflanzen."

Blasenlaus

Sie befallen Beerensträucher, deren Blätter sich blasenartig verformen. Die Insekten sitzen an den Blattunterseiten. "Jauche aus Ackerschachtelhalm oder Brennnesseln beugt vor. Sie kann gegossen oder verdünnt gespritzt werden", so Krauß. "Bei erstem Befall einzelne Blätter entfernen - nicht mehr, wenn schon Früchte dran hängen."

Mit Ultraschall können Gärtner gegen Wühlmäuse vorgehen.  © Uwe Meinhold

Von der Wühlmaus bis zur Kirschessigfliege

Die Abdeckung mit einem luftigen Netz gegen zu viel Sonne kann helfen.  © Uwe Meinhold

Wühlmaus

"Wenn dem Salat die Wurzel fehlt oder die Kartoffeln weg sind, war meist die Wühlmaus am Werk", weiß die Gartenexpertin. "Es gibt Vergrämer, deren Ton allerdings auch Menschen nervt. Junge Bäume können bei der Pflanzung mit einem Drahtgeflecht an den Wurzeln geschützt werden."

Sonnenbrand

Auch zu viel Sonneneinstrahlung kann die Ernte vermiesen. "Früchte können regelrechten Sonnenbrand bekommen. Empfindlich sind beispielsweise Stachelbeeren, die bei großer Hitze noch vorm Reifwerden garen und verderben. Ein luftiges Netz als Sonnenschutz hilft", empfiehlt Krauß.

Mehltau

Wenn Rosenknospen oder die Blätter von Gurkenpflanzen von einem weißen Belag überzogen sind, ist meist die Pilzerkrankung Mehltau schuld. "Hilfreich ist das Besprühen mit verdünnter Milch", sagt die Gartenexpertin. "Befallene Pflanzenteile sollten im Hausmüll entsorgt, Gartenwerkzeug desinfiziert werden."

Kirschessigfliege

Seit etwa zehn Jahren verbreitet sich die asiatische Kirschessigfliege in Deutschland. Sie befällt die reifenden Früchte. Suzanne Krauß rät zu giftfreien Gegenmitteln. "Gelbtafeln, die gleich nach der Blüte in die Bäume gehängt werden, sind hilfreich. Die Farbe lockt die Insekten an, an der klebrigen Oberfläche bleiben sie haften."

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Verdünnte Milch soll gegen Mehltau helfen.  © Uwe Meinhold
Die Kirchessigfliege befällt reifende Früchte.  © Uwe Meinhold

Alte und neue Plagen

Kommentar von Mandy Schneider

Der Befall durch den Buchsbaumzünsler ist vergangenes Jahr in Chemnitz explodiert.  © imago/Steffen Schellhorn

Nichts geht über eigene Ernte. Außer dem gerechten Zorn über eine solche, die weggefressen wurde. Wie weit und mit welchen Mitteln man gegen Gartenplagen ins Feld ziehen will, ist eine Frage des Temperaments und der Prioritäten. Und ob man gärtnerischen Erfolg eher in Kilogramm oder seelischem Wohlbefinden misst.

So zucke ich in meinem schattigen Gartenreich mittlerweile nur noch mit den Schultern, wenn sich Spanische Wegschnecken über den Estragon hermachen. Sollen sie doch, ist genug dran. Wenn sie dagegen das Hochbeet mit den Erdbeeren entern, schlage ich zu und sammle sie mit Küchenkrepp ab.

Vor dem Anbau von Astern oder Dahlien habe ich kapituliert. Sie werden gefressen. Ringelblumen sind auch schön.

Dagegen bin ich nicht bereit, meine kleine Buchsbaumhecke preiszugeben. Ich habe sie 20 Jahre gehegt und voriges Jahr mit großem Aufwand vorm Zünsler gerettet. Nach möglichen Alternativen schaue ich trotzdem. Ilex vielleicht?

Denn dass sich Zünsler und andere Einwanderer aus unseren Gefilden wieder verabschieden, ist kaum anzunehmen. Darauf wird man sich einstellen müssen. Und zwar möglichst ohne Giftspritze.

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