Klima-Klo auch in Chemnitz? Das Rathaus zeigt sich skeptisch
Chemnitz - Im Chemnitzer Stadtrat stand am heutigen Mittwoch neben dem alten Bahngelände in Hilbersdorf sowie der Kulturhauptstadt auch die "autarke Parktoilette" auf der Tagesordnung.
Für Andreas Wolf-Kather (48, parteilos) war es die letzte Stadtratssitzung. Der Abteilungs-Chef in der "Volkssolidarität" gehörte zur Grünen-Fraktion und hatte sich nicht wieder zur Wahl gestellt. Seine Zeit geht mit einem sehr kleinen Erfolg zu Ende.
15 Jahre hatte der Chef von der Wählervereinigung VOSI erfolglos für ein Pilotprojekt im Yorckgebiet gekämpft, dort eine autarke, klimafreundliche Parktoilette aufzustellen. Der Stadtrat hat jetzt einen kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzten Antrag zumindest in Teilen gebilligt, wonach das Rathaus ein ähnlich gelagertes Pilotprojekt aus Berlin auswerten muss.
Dort testet die Senatsverwaltung in zwölf Bezirken bereits klimafreundliche Parktoiletten. "Diese kommen bei den Nutzern sehr gut an. 90 Prozent bezeichneten die Toiletten als (sehr) praktikabel."
Für das Chemnitzer Rathaus hat der bisherige Erfahrungsaustausch mit anderen Städten ergeben, dass solche Projekte kaum umsetzbar sind und führt vor allem verwaltungsrechtliche Gründe an.
"Die Verwertung der Fäkalien und des Urins sind in den Positivlisten der Verordnung über die Verwertung von Bioabfällen und des Düngegesetzes nicht enthalten. Eine reguläre Verwertung als Dünger oder Boden ist in Deutschland rechtlich nicht möglich. Eine Kompostierung auf städtischen Flächen ist nicht möglich."
Geblockte 35.000 Euro sind nicht übertragbar
In Berlin funktioniert es jedenfalls: "Die Toiletteninhalte werden mithilfe von innovativen Urinableitungssystemen separat als Fest- und Flüssigstoffe gesammelt", schreibt die Senatsverwaltung.
"Die Fäkalien werden in regelmäßigen Abständen abgeholt und zu einer lizenzierten Kompostanlage gebracht." Am Ende wird daraus Kompost.
Die bereits seit 2021 im Chemnitzer Doppelhaushalt geblockten 35.000 Euro für das Pilotprojekt lassen sich nach Aussagen der Stadt auch nicht einfach übertragen.
Andreas Wolf-Kather: "In vielen Stadtteilen gibt es so gut wie keine offizielle Möglichkeit, die man für eine dringliche 'Notdurft' aufsuchen könnte. Nicht nur Senioren sind bei Spaziergängen peinlich betroffen, wenn unterwegs die Blase unangenehm drückt. In Berlin hat man es offensichtlich hinbekommen."
Titelfoto: Bildmontage: Kristin Schmidt, Uwe Meinholdw