Nur 100 Euro Einnahmen, aber 8300 Euro Kosten: Kann sich Chemnitz diese Fahrradboxen noch leisten?
Chemnitz - Sie stehen da, glänzen in der Sonne und warten auf Fahrräder. Die drei Fahrradstellboxen der Stadt Chemnitz verursachen derzeit deutlich mehr Kosten, als sie einbringen. Die Stadt legte dazu konkrete Zahlen vor.

Hintergrund ist eine Anfrage der CDU/FDP-Fraktionsgemeinschaft. Diese wollte wissen, wie der Betrieb der im Dezember 2023 installierten Fahrradgaragen organisiert ist und wie Einnahmen und Ausgaben im Jahr 2024 ausfielen.
Laut Rathaus lagen die Einnahmen im vergangenen Jahr bei nur rund 100 Euro, während die jährlichen Betriebskosten 8300 Euro betrugen.
"An Nutzungsgebühren wurden 2024 etwa 1100 Euro gezählt. Nach Abzug der Transaktionsgebühren für Zahlungsdienste blieben rund 100 Euro für die Stadt übrig", erklärt Baubürgermeister Michael Stötzer (52, Grüne).
Die Boxen an den drei Standorten (Hauptbahnhof, Straße der Nationen und Uni-Campus) mit insgesamt 72 Stellplätzen werden von der Firma LockTeck GmbH betrieben.
Die Flächen selbst gehören zwar der Stadt, kosten also nichts, aber die Technik drumherum schlägt ordentlich zu Buche: Betriebskosten (6600 Euro), Betreiberkosten (1100 Euro) und Stromkosten (600 Euro).


SPD-Stadtrat Jörg Vieweg: "Gute Dinge brauchen in Chemnitz eben etwas mehr Zeit"

Damit die Boxen wirtschaftlich wären, müssten pro Jahr rund 7000 Nutzungen je Standort stattfinden. Die Stadt hat mit LockTec einen Vertrag über fünf Jahre abgeschlossen, mit der Option auf eine Verlängerung um weitere fünf Jahre.
Auch Fördermittel vom Freistaat Sachsen fließen in das Projekt. Eine Entgeltordnung mit höheren Preisen ist in Arbeit.
"Wenn die Nachfrage ausbleibt, sollte man über das Angebot nachdenken", so CDU-Stadtrat Kai Hähner (52).

Dagegen mahnt SPD-Stadtrat Jörg Vieweg (54) Geduld an: "Gute Dinge brauchen in Chemnitz eben etwas mehr Zeit. Die Boxen sind ein wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende und müssen besser bekannt gemacht werden. Über den Rückbau von leer stehenden Parkplätzen spricht schließlich auch niemand."
Titelfoto: Kristin Schmidt