TAG24 fragt: Herr Baubürgermeister Stötzer, was tun Sie gegen das Baustellen-Chaos in Chemnitz?

Chemnitz - Sommerzeit ist Baustellenzeit! In diesem Jahr fällt das Baustellen-Chaos - zumindest gefühlt – noch größer aus als sonst und stellt die Chemnitzer auf eine echte Nervenprobe.

TAG24-Reporter Stefan Graf (30) beim Interview mit Baubürgermeister Michael Stötzer (48, Grüne) im Technischen Rathaus.
TAG24-Reporter Stefan Graf (30) beim Interview mit Baubürgermeister Michael Stötzer (48, Grüne) im Technischen Rathaus.  © Uwe Meinhold

Besonders viel Geduld ist an der Bahnhofstraße (smac-Dreieck), der Zschopauer Straße (Bahnbogen), der Annaberger Straße (Brückenbau, Trinkwasser) und auf dem Kaßberg gefragt. Und dann wären da noch Hunderte Parkplätze am Tietz und vor der Johanniskirche, die wegfallen. TAG24-Redakteur Stefan Graf (30) hat mit Baubürgermeister Michael Stötzer (48, Grüne) darüber gesprochen.

TAG24: Wie kommen Sie bei dem Baustellen-Chaos eigentlich momentan pünktlich zur Arbeit und welches Verkehrsmittel nutzen Sie?

Michael Stötzer: Das ist wetter- und terminabhängig. Bei dem schönen Wetter fahre ich natürlich mit dem Fahrrad, da kommt man noch pünktlich an. ÖPNV geht auch ganz gut. Mit dem Auto durch die Innenstadt ist es nun mal schwieriger, das wissen wir alle.

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TAG24: Wie groß ist das Baustellen-Chaos aktuell in Chemnitz?

Michael Stötzer: Da ist schon sehr viel, was gebaut wird. Ein Schwerpunkt sind aktuell die Baustellen auf der Bahnhofstraße. Das ist nun mal eine Hauptverkehrsachse in der Innenstadt. Wenn es da eine Störung gibt, hat das gravierende Auswirkungen, insbesondere während der Stoßzeiten. Genauso wichtig ist der Bahnbogen mit den fünf Brücken. Das war alles in einem baufälligen Zustand.

Schwierig ist auch die Abstimmung innerhalb des Bahnbogens mit vielen Zwischensperrungen. Das ist schon sehr komplex. Für die Chemnitzer ist aber am wichtigsten, dass eine Erreichbarkeit für die nächsten Jahrzehnte gegeben ist.

An der Bahnhofstraße im Zentrum wird bis September 2022 der Knotenpunkt Zschopauer Straße umgestaltet.
An der Bahnhofstraße im Zentrum wird bis September 2022 der Knotenpunkt Zschopauer Straße umgestaltet.  © Uwe Meinhold
Auf der Annaberger Straße gibt's derzeit fünf Baustellen. Am Viadukt geht's nur einspurig voran.
Auf der Annaberger Straße gibt's derzeit fünf Baustellen. Am Viadukt geht's nur einspurig voran.  © Uwe Meinhold

Stötzer über Baustellen auf dem Kaßberg: "Es dient nun mal den Bürgern, die dort leben"

Seit August 2015 leitet Michael Stötzer das Dezernat 6 für Stadtentwicklung und Bau.
Seit August 2015 leitet Michael Stötzer das Dezernat 6 für Stadtentwicklung und Bau.  © Uwe Meinhold

TAG24: Inwieweit können Sie da den Unmut der Autofahrer nachvollziehen, gerade auch auf dem Kaßberg, wo reihenweise Parkplätze wegfallen?

Michael Stötzer: Absolut kann man das nachvollziehen und man kann ein Stück weit verstehen, dass man da genervt ist. Aber ich glaube, wir wären alle noch viel genervter, wenn das Trinkwasser nicht mehr aus der Leitung kommt, wenn es nicht mehr sauber ist. Wir wären genervter, wenn wir nicht mehr die Toiletten benutzen könnten oder wenn das Internet einfach zu langsam ist. Es dient nun mal den Bürgern, die dort leben.

TAG24: Bleiben wir beim Thema Parkplätze. Neben dem Tietz und vor der Johanniskirche fallen Hunderte weg. Wie wollen Sie das zahlenmäßig kompensieren?

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Michael Stötzer: Während der Baumaßnahmen fallen viele Stellplätze weg. Aber sobald die Maßnahmen realisiert sind, sind es in der Johannisvorstadt 350 Stellplätze mehr, die dann zur Verfügung stehen – in Parkhäusern und Tiefgaragen.

Ähnlich ist es auf dem Getreidemarkt. Dort wird gerade eine zweigeschossige Tiefgarage gebaut. Wir müssen aber davon ausgehen, dass es trotzdem eine Reduzierung im ebenerdigen Bereich gibt. Das hängt auch in Zukunft mit Maßnahmen wie dem Chemnitzer Modell zusammen. Es gibt neue Streckenführungen, zum Beispiel an der Theater- und Hartmannstraße, wo die neuen Straßenbahntrassen eingeordnet werden. Im Gegenzug werden dort Parkflächen langfristig verschwinden. Deswegen ist es wichtig, dass diese bei Hochbauten mit eingeplant werden.

Pendler sollen Autos an Randbereichen abstellen und mit dem ÖPNV in die Chemnitzer City fahren

TAG24: Was sagen Sie Pendlern, die für ein Tagesticket bald deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen?

Michael Stötzer: Andersherum betrachtet: Was sagt man Leuten, die 2,30 Euro für ein ÖPNV-Ticket zahlen oder eine Monatskarte nutzen? Man muss alle Menschen, die in die Innenstadt kommen, betrachten. Nicht bloß eine Seite. Wir haben circa 30.000 Pendler in der Stadt, müssen aber Prioritäten setzen. Bei Pendlern ist die Frage, wie gut sie Handel, Gastronomie und Kultur tun, wenn sie den ganzen Tag einen Parkplatz einnehmen.

Ein Ziel des neuen Parkraumkonzeptes ist - und das lässt sich leider nur durch eine finanzielle Komponente steuern -, dass es eine höhere Frequenz gibt. Da muss es so sein, dass Autos in den Randbereichen abgestellt werden und man dann eben auf den ÖPNV umsteigt. Das ist in anderen Städten auch so.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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