Seit mehr als einem Jahr Zweifel am Doktortitel: Warum dauert Plagiatsprüfung gegen Thüringer MP so lange?
Chemnitz/Erfurt - Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (48, CDU) soll bei seiner Doktorarbeit und darüber hinaus abgeschrieben haben. Das behauptet Deutschlands berühmtester Plagiatsjäger. Die Überprüfung an der TU Chemnitz dauert schon über ein Jahr. Dr. Stefan Weber (55) erhebt nun den nächsten Vorwurf: Verschleppt die Uni das Prozedere absichtlich?

Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Weber hatte sich mit seinen Erkenntnissen schon im August 2024 an die TU Chemnitz gewandt. Voigt soll in seiner dort bis 2010 entstandenen Doktorarbeit über einen US-Wahlkampf an mindestens 46 Stellen abgeschrieben haben.
Auch in seinen Texten zur Parteiprogrammatik soll er sich bei Spiegel, Cicero oder auch dem Handelsblatt bedient haben.
Damals war Landtagswahlkampf in Thüringen, die CDU bestritt die Vorwürfe als Kampagne gegen ihren Spitzenkandidaten. Das muss die Philosophische Fakultät in Chemnitz klären. Doch die lässt sich Zeit. Zu viel Zeit?
"Dass es jetzt schon fast 14 Monate dauert, ist äußerst ungewöhnlich. Es liegt daher der Verdacht der absichtlichen Verschleppung nahe", sagt Weber zu TAG24. Vielleicht müsse man auch erst ein Gutachter finden, der zu einem "entlastenden Gutachten" bereit sei, spottet er.

TU "weist jegliche Vorwürfe hinsichtlich einer Verschleppung auf das Schärfste zurück"

Doch Weber weiß, wovon er spricht. Er habe schon über 500 Arbeiten geprüft, wodurch 13 Betrüger akademische Grade verloren.
Sein wohl berühmtester Fall: das Buch von Ex-Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne), die es daraufhin zurückzog.
Die TU "weist jegliche Vorwürfe hinsichtlich einer Verschleppung auf das Schärfste zurück", hieß es am Dienstag auf mehrfache TAG24-Nachfragen. Man gehe "rechtskonform und verantwortungsbewusst mit der Thematik um."

Der Entzug eines Doktorgrades sei ein komplexes Verfahren, das sorgfältig bearbeitet werden müsste. Voigts gesamte Arbeit steht also weiterhin auf dem Prüfstand. Wann mit einem Ergebnis zu rechnen ist, dazu "können wir aktuell keine Auskunft geben."
Titelfoto: Bildmontage: Martin Schutt/dpa, Kristin Schmidt