Chemnitzer Bahnrad-Talent ist neuer Europameister: "Das war doch kein Traum!"

Chemnitz - Bahnradfahrerin Kristina Vogel (34) überzeugte Leonidas Rekowski (17), aufs Rad zu steigen. Damals war er neun. Mittlerweile ist der Nachwuchs vom Radsportverein Chemnitz (RSV) U19-Europameister und bereitet sich auf die Weltmeisterschaft vor.

Leonidas Rekowski (17) ist, seitdem er neun Jahre alt ist, im Radsport aktiv.
Leonidas Rekowski (17) ist, seitdem er neun Jahre alt ist, im Radsport aktiv.  © Uwe Meinhold

"Ich hab im ersten Moment nicht gewusst, wo oben und unten ist. Das war surreal", erinnert sich der 19-Jährige zurück. Er sitzt im Vereinshaus, überwältigt von dem, was letzte Woche passiert ist.

Bei der Bahn-EM der Junioren in Portugal holte er mit seinen Team-Kollegen erst Silber im Teamsprint, dann Gold im Zeitfahren über 1000 Meter. Als ihn die ersten Schulterklopfer erreichten, dämmerte ihm: "Das war doch kein Traum!"

Leonidas wuchs unter Rennrad-Sportlern auf. Sein Vater Daniel Rekowski (53) war Präsident der Chemnitzer Bahnrad-Mannschaft "Team Erdgas.2012". In diesem Umfeld radelten neben Vogel Größen wie Michael Hübner (†65), Jens Fiedler (55) und Maximilian Levy (37).

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Letzterer ist heute Leonidas' Trainer im Nationalteam. "Kristina Vogel wollte mich auf dem Rad sehen. So ging es los." Er startete beim RSV mit Ausdauerfahren, wechselte zum Crossfahren und kam dann zum Sprint. Anfangs machte ihm seine Statur Probleme: "Ich war zu dünn. Als Sprinter braucht man Muskeln und Fett."

Papa Daniel Rekowski (53, l.), Mama Silvana (46) und Trainer Andreas Hirschligau (r.) sind stolz auf Leonidas' Leistungen.
Papa Daniel Rekowski (53, l.), Mama Silvana (46) und Trainer Andreas Hirschligau (r.) sind stolz auf Leonidas' Leistungen.  © Uwe Meinhold

Leonidas absolviert 20 Stunden Krafttraining pro Woche

Leonidas Rekowski zeigt seine Medaillen, die er bei der Radbahn-EM bekam.
Leonidas Rekowski zeigt seine Medaillen, die er bei der Radbahn-EM bekam.  © Uwe Meinhold

Was ihm fehlt, holt der Jugendliche mit Krafttraining auf. Etwa 20 Stunden pro Woche investiert er ins Training. Pause nach der EM? Fehlanzeige, denn im August ist er bei der Junioren-WM in den Niederlanden dabei. Sein Ziel: eine gute Zeit hinlegen. "Und aufs Podium kommen, das wäre sensationell."

Mit dabei sind auch seine Eltern. "Wir sind unfassbar stolz", sagt Mama Silvana. "Dabei ist es so ein gefährlicher Sport. Als Mama bin ich vielleicht emotionaler als der Papa - gerade, wenn ich nicht dabei bin." Sie hat Gründe, sich zu sorgen: Ihr Sohn stürzte schwer, lag zwei Wochen im Krankenhaus. Auch das Schicksal von Kristina Vogel, die seit einem Trainingsunfall querschnittsgelähmt ist, bleibt präsent.

Und doch: Leonidas radelt weiter. "In Zukunft will ich in den U23-Kader, weitere internationale Wettkämpfen fahren und kräftige Beine bekommen", lacht er.

Titelfoto: Bildmontage: Uwe Meinhold (2)

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