20 Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser: Mit dem MP auf Flutschutz-Visite durch Dresden

Dresden - Vor 20 Jahren überfluteten Weißeritz und Elbe den Hauptbahnhof, die Semperoper, den Zwinger. Der Elbe-Pegel stieg auf bis zu 9,40 Meter - normal sind etwa 1,50 Meter. Seitdem hat Dresden Schutzmauern gebaut, das Landeshochwasserzentrum entstand.

Die Jahrhundertflut erreichte die Dresdner Altstadt am 17. August 2002. Die barocken Prachtbauten wurden vom Hochwasser umspült: der Zwinger, die Semperoper, die katholische Hofkirche, das Residenzschloss.
Die Jahrhundertflut erreichte die Dresdner Altstadt am 17. August 2002. Die barocken Prachtbauten wurden vom Hochwasser umspült: der Zwinger, die Semperoper, die katholische Hofkirche, das Residenzschloss.  © dpa/Ralf_Hirschberger

Am Freitag begutachtete Ministerpräsident (MP) Michael Kretschmer (47, CDU) die Fortschritte in Dresden, begleitet von seinem Vorgänger Georg Milbradt (77, CDU), der Sachsen während der Jahrhundertflut regierte.

Die Flut forderte sachsenweit 21 Todesopfer, verursachte Schäden in Höhe von rund 8,6 Milliarden Euro. Sie begann vor 20 Jahren, am 12. August 2002, ein Montag. Noch im selben Jahr entstand in Klotzsche das Landeshochwasserzentrum.

Denn ein Problem von 2002 war der langsame Fluss der Informationen. "Das damalige Verfahren führte zu Verzögerungen und Informationsverlusten", sagt Zentrums-Leiterin Kristina Rieth (46).

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Die Hochwasserzentren waren damals auf Dresden, Chemnitz, Bautzen und Leipzig verstreut, die Warnungen gingen von dort per Fax ans Ministerium und erst dann in die Kommunen.

Jetzt wacht das Landeshochwasserzentrum von Dresden aus rund um die Uhr über die Flüsse des Freistaats, im 15-Minuten-Takt gehen die Daten von 106 Hochwasser-Meldepegeln ein. Im Ernstfall versenden die Hydrologen direkte Warnungen an die Kommunen, die innerhalb einer Stunde den Empfang quittieren müssen.

In Dresden-Gohlis steht nun eine 800 Meter lange Schutzmauer bereit, um die Elbe abzuwehren.
In Dresden-Gohlis steht nun eine 800 Meter lange Schutzmauer bereit, um die Elbe abzuwehren.  © Petra Hornig
Ingenieur Mirko Winter (45, v.l.) zeigte Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) gestern das Pumpwerk in Dresden-Gohlis.
Ingenieur Mirko Winter (45, v.l.) zeigte Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) gestern das Pumpwerk in Dresden-Gohlis.  © Petra Hornig

An Elbe und Weißeritz entstanden ausgeklügelte Schutzsysteme

Beim Hochwasser mussten Hilfskräfte Dresden-Gohlis mit Sandsäcken absichern, Einwohner wurden evakuiert.
Beim Hochwasser mussten Hilfskräfte Dresden-Gohlis mit Sandsäcken absichern, Einwohner wurden evakuiert.  © Ove Landgraf

An der Elbe sind seit 2002 neue Schutzmauern entstanden, etwa zwischen Pieschen und Kaditz. Über 800 Meter erstreckt sich die Mauer, die einem Elbe-Pegelstand von bis zu 7 Metern standhalten soll. Steigt der Fluss auf mehr als 7 Meter, kann die Mauer mit mobilen Bauteilen erhöht werden.

"Bei dem Hochwasser 2013 haben wir die Feuertaufe bestanden. Der Stadtteil wurde vor dem Wasser bewahrt", sagt Ingenieur Mirko Winter (45) von der Landestalsperrenverwaltung. Neben der Mauer entstand eine Drainage-Leitung von 3,9 Kilometern Länge mit acht Pumpwerken, um Wasser aufzufangen.

Denn Hochwasserschutz besteht nicht nur aus Mauern und Fluträumen, wie sich auch in Gohlis zeigt. Dort liegen jetzt 44 Passiv-Brunnen auf einer Strecke von 1,2 Kilometern verborgen, sie sind mit dem Pumpwerk verbunden.

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"Das Wasser läuft in die Brunnen, gelangt über eine Drainage ins Pumpwerk und wird von dort in die Elbe gepumpt", erklärt Ingenieur Winter. Der Hintergrund: Wenn die Elbe steigt, steigt der Grundwasser-Pegel. So könnte die Elbe das Wohngebiet trotz Mauer überschwemmen - irgendwann käme das Wasser aus dem Boden.

Nicht nur entlang der Elbe entstand ein Schutzsystem, sondern auch an der Weißeritz. "Der Fluss wurde teils um 15 bis 20 Meter verbreitert, um bis zu 2 Meter eingetieft", sagt Stephan Leonhardt (52), Betriebsteilleiter Bau bei der Landestalsperrenverwaltung.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU, l.) und sein Vorgänger Georg Milbradt (77, CDU) besichtigten am Freitag die Schutzmauer zwischen Dresden-Pieschen und -Kaditz.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU, l.) und sein Vorgänger Georg Milbradt (77, CDU) besichtigten am Freitag die Schutzmauer zwischen Dresden-Pieschen und -Kaditz.  © Petra Hornig
Sturzfluten wüteten vor 20 Jahren im Dresdner Stadtteil Cotta, überfluteten die Weißeritzbrücke.
Sturzfluten wüteten vor 20 Jahren im Dresdner Stadtteil Cotta, überfluteten die Weißeritzbrücke.  © Petra Hornig

Etwa 37 Millionen Euro haben die Maßnahmen insgesamt gekostet. Der Pegel der Weißeritz wird unter anderem in Cotta, am Emmerich-Ambross-Ufer gemessen. Die Daten wiederum gehen an das Landeshochwasserzentrum in Klotzsche.

Ministerpräsident Kretschmer zog nach seinem gestrigen Rundgang ein Fazit: "Es ist uns gelungen, aus der Krise zu lernen. Das müssen wir nun auch bei den furchtbaren Waldbränden schaffen."

Titelfoto: Petra Hornig

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