84 Jahre nach der Reichspogromnacht! Synagoge Görlitz bekommt neuen Davidstern

Görlitz - Noch vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana - nach jüdischem Kalender startet bald das Jahr 5783 -, das in diesem Jahr am Abend des 25. September beginnt und bis zum 27. September dauert, findet in Görlitz ein bewegendes Ereignis statt.

Vier Meter hoch und mehr als 600 Kilo schwer: Der Davidstern wird am 12. September auf die Synagoge in Görlitz gesetzt.
Vier Meter hoch und mehr als 600 Kilo schwer: Der Davidstern wird am 12. September auf die Synagoge in Görlitz gesetzt.  © Alex Jacobowitz

Wie die Stadt Görlitz in dieser Woche mitteilte, wird ein weiterer wichtiger Bauabschnitt am Kulturforum Görlitzer Synagoge fertigstellt. Per Kran soll am Montag (12. September) der 600 Kilo schwere Davidstern auf die Kuppel des Hauses gehoben werden.

Damit wird - 84 Jahre nach der Reichspogromnacht im November 1938, in der auch die Synagoge in Görlitz stark beschädigt wurde - wieder der Magen David, wie er im Hebräischen heißt, als Symbol des Volkes Israel und des Judentums auf die Synagoge zurückkehren.

"Wir haben uns viele Jahre lang um diesen Moment bemüht. Zuerst im Vorstand vom Förderkreis Görlitzer Synagoge, e.V. und später als Jüdische Gemeinde Görlitz", sagt Alex Jacobowitz (62), der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Görlitz, gegenüber TAG24.

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In den vergangenen 14 Jahren habe es "immer wieder unerfreuliche Hindernisse" gegeben, erzählt Jacobowitz. "Der ehemalige Oberbürgermeister wollte nicht einmal die Synagoge so bezeichnen, sondern sie nur 'ehemalige Synagoge' nennen. Von einem Davidstern auf dem Dach wollte das Bauamt damals schon gar nichts hören."

Doch im Laufe der Jahre wandelte sich "langsam die politische Überzeugung im Stadtrat und endlich wurde auch der Vorschlag des neuen Oberbürgermeisters, Octavian Ursu (54, CDU), angenommen, einen Davidstern auf die Synagoge zu montieren. Einziger "Haken": Die Finanzierung sollte ausschließlich über Spenden erfolgen.

"Ein Meilenstein für das Gebäude"

Alex Jacobowitz (62) ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Görlitz.
Alex Jacobowitz (62) ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Görlitz.  © Nikolai Schmidt

Auf Anfrage von TAG24 erklärte eine Sprecherin der Stadt Görlitz, dass es dafür "insgesamt 25 Einzelspenden, darunter eine größere Spende" gegeben habe. "Da sich die Mehrheit der Spender Anonymität erbeten hat, können wir zur Herkunft der Spenden keine Angaben machen." Zusammengekommen ist eine Gesamtsumme von rund 81.000 Euro.

Und weiter: "Sollten die Kosten im Zusammenhang mit der Errichtung des Davidsterns nicht durch die Spendensumme gedeckt sein, ist angedacht, ergänzend auf einen Teil der 100.000 Euro aus SED-Vermögen zurückzugreifen, die grundsätzlich für bauliche Sicherungsmaßnahmen des Kulturforums Görlitzer Synagoge vorgesehen sind."

Alex Jacobowitz indes ist glücklich über diese Entwicklung. "Den Davidstern auf dem Dach der Görlitzer Synagoge endlich wieder sehen zu dürfen, ist für uns ein atemberaubender Moment. Nicht im Sinne einer Art Siegesfahne, aber auch nicht als wiederhergestelltes Museumsstück. Wir sehen den Davidstern - wieder sichtbar über der ganzen Skyline - als ein Zeichen von Haschems Gnade, von Tikkun Olam - wie Menschen durch Gerechtigkeit und Zusammenarbeit die Welt reparieren können."

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Nach Abschluss langjähriger sowie aufwendiger Sanierungsarbeiten und Dank erheblicher Fördermittel sowie Spenden konnte das Kulturforum Görlitzer Synagoge im Juli 2021 als Ort der Begegnung und des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Betrieb genommen werden.

Die Wiedererrichtung des Davidsterns, 14 Monate nach der feierlichen Eröffnung, sei "ein weiterer Meilenstein für das Gebäude", erklärte die Stadt-Sprecherin. "Für die Stadt Görlitz ist dieses Vorhaben aus historischer, erinnerungskultureller und denkmalpflegerischer Sicht von großer Bedeutung."

Titelfoto: Alex Jacobowitz, Nikolai Schmidt

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