Aikido-Trainer missbrauchte mehrere Kinder: Vor Gericht zeigt er keine Reue
Dresden - Der Prozess gegen den Aikido-Trainer am Landgericht Dresden. Thomas H. (50) soll elf Kinder und Jugendliche über Jahre beim Training in Schulen und Behindertenheim sowie im Trainingslager sexuell missbraucht haben. Vor den Richtern gestand der Täter. Eine Entschuldigung für die Opfer brachte er bisher nicht über die Lippen.

Aikido, ist wie jede andere asiatische Kampfsportkunst daran gebunden, dass der Sportler innere Gelassenheit trainiert und pflegt. Offenbar deshalb gelang es dem Aikido-Meister Thomas H. fast völlig emotionslos zu den Anklagen Stellung zu nehmen.
"Ja. Ich habe die Taten über viele Jahre an Kindern und Jugendlichen begangen." Ein Wort des Bedauern für die Opfer hatte der Trainer nicht, der sich zu allen der weit über 50 Vorwürfen aus seiner Sicht äußerte.
Er grenzte Zeiträume ein, korrigierte die Anzahl der Taten nach oben oder unten. So soll er ein Opfer vor allem in einem Nebenraum einer Turnhalle missbraucht haben. "Aber nicht so oft. Das wäre ja aufgefallen, wenn er jede Woche bei mir gewesen wäre. Das war mir zu heiß", referierte der Angeklagte, der der Meinung war, sein Opfer habe ebenfalls Lust empfunden.
Einem anderen Jungen sprach er erlittenes Leid ab. "Ich kann seine Verletzungen weder sehen noch spüren."
Taten hörten erst 2019 auf

Dabei sind ihm nicht einmal alle Opfer in Erinnerung. Die Anklage listet den Missbrauch von zwei Jungen auf, die er im Trainingslager nachts befummelte und dabei fotografierte. Bis heute ist des den Fahndern nicht gelungen, zu ermitteln, wer die Opfer sind. "Aber die Hand auf den Fotos ist meine", so der Aikido-Trainer. "Also war ich das auch. Aber ich weiß auch nicht mehr, wer die Jungs waren..."
Ein anderes Opfer offenbarte sich später seiner Mutter, die sprach den Trainer daraufhin an. Die Anwältin dieses Jungen fragte den Angeklagten: "Haben sie sich da mal Gedanken darüber gemacht, dass da etwas gewaltig schief läuft?"
Thomas H. antwortete: "Jetzt werden sie moralisch." Er habe sich die Mutter angehört, mehr nicht. Tatsächlich hörten die Taten erst auf, als Thomas H. im Herbst 2019 festgenommen wurde.
Emotionen überwältigten den Angeklagten nur einmal im bisherigen Prozess: Eines seiner Opfer war der Sohn von Freunden von Thomas H. "Ja", sagte er mit erstickter Stimme. "Das waren einmal sehr enge Freunde."
Nun sollen Angehörige der Opfer, einige Betroffene und Ermittler gehört werden. Urteil folgt.
Titelfoto: Ove Landgraf