Bei Hermsdorfer Schloss-Sanierung: Arbeiter finden eingemauertes Klo
Hermsdorf - Eine kleine Dorfgemeinschaft kämpft seit Jahren gegen den Verfall des denkmalgeschützten Schlosses Hermsdorf (errichtet im 14. Jahrhundert) bei Ottendorf-Okrilla.
Seit 2013 steckten die Ehrenamtler insgesamt schon über 23.600 Arbeitsstunden in den Barockbau!
Spannend: Beim Sanieren entdeckten sie auch ein eingemauertes historisches Klo. Eberhard Rehor (82) steigt mit einem Eimer Farbe eine wackelige Leiter hoch, will sich im zweiten Geschoss die Wände vornehmen.
"Es ist uns ein Bedürfnis", erklärt der Senior, dessen Oma im 19. Jahrhundert noch als Kammerzofe des Adels im Schloss gearbeitet hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es bis 1999 als Altenheim genutzt, verfiel dann zusehends. "Wenn wir uns nicht gekümmert hätten, wäre es früher oder später eingestürzt", sagt Volker Dreßler (76) von der Interessengemeinschaft Hermsdorfer Schloss.
Zusammen mit 13 Mitstreitern stemmte er Hunderte Arbeitseinsätze.
Großer Schatzfund blieb bisher aus - Jahrhunderte altes Fallrohr entdeckt
Die fleißigen Helfer (darunter auch Handwerksmeister) sanierten den Gartensaal, legten die Schlosstürme trocken, erneuerten Schlossmauer, Heizungen, Wasserleitungen.
"Auch den Stuck stellen wir nach historischem Vorbild wieder her", sagt Steffen Frenzel (65) stolz. Die Gemeinde (ist Schloss-Eigentümer) ist den Helfern dankbar, unterstützt mit Arbeitsmaterialien, sogar Ex-Landesvater Stanislaw Tillich (63, CDU) lobte das Engagement.
Einen Schatz fanden die Ehrenamtler (bislang) nicht, dafür hinter einer Wand einen historischen Abort, wo die einstigen Schloss-Bewohner ihre Notdurft verrichteten. Das Fallrohr führt direkt in den Schlossgarten. "Es ist Jahrhunderte alt, auch das Holz original. Später wurde es zugemauert", so Dreßler.
Dank dem Einsatz der Helfer können im Schloss Hochzeiten, Weihnachtsmarkt und sogar Führungen stattfinden - wie bald wieder am Tag des offenen Denkmals am 11. September.
Titelfoto: Petra Hornig