Bekommt Dresden sein "Venezianisches Haus" zurück?

Dresden - Schon August der Starke wollte seine Residenzstadt nach dem Vorbild des Canal Grande in Venedig erblühen lassen. Um 1840 lebte dieser Traum wieder auf. Das Terrassenufer sollte zur Prachtstraße voller Venezianischer Palazzi werden.

Zwischen Carolabrücke und Hotel am Terrassenufer soll das Venezianische Haus am Originalplatz wiederaufgebaut werden.
Zwischen Carolabrücke und Hotel am Terrassenufer soll das Venezianische Haus am Originalplatz wiederaufgebaut werden.  © Eric Münch

Das Auftaktgebäude dazu wurde durch Semperschüler Heinrich Hermann Bothen realisiert - und könnte nun wieder auferstehen.

Den Wiederaufbau angehen will Bauunternehmer Frank Wießner (46, Narrenhäusel, Hafenstraße). Konkret gebaut werden soll am alten Standort zwischen der heutigen Carolabrücke, dem Busparkplatz (der erhalten bleiben kann) und der Steinstraße.

Das "Venezianische Haus" soll dabei als zentrales Gebäude exakt neu aufgebaut werden. Daran anschließend würde ein "schlichter" Altbau rekonstruiert, zudem könnte ein moderner Neubau errichtet werden.

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"Das Venezianische Haus ist eine der Perlen am Strom, wie August der Starke es sich wünschte. Wir haben sehr viele detailreiche Unterlagen also Ansichten und Grundrisse, das Projekt ist absolut realistisch und umsetzbar", so Frank Wießner.

Auch für die zukünftige Nutzung hat Wießner Pläne. Ein Kreativzentrum mit Wohnanteil und Künstlerhotel soll entstehen. Im mittleren Haus sind Sozialwohnungen oder vergünstigte Kreativflächen vorgesehen. Wießner: "Das Viertel war bis 1945 das Dresdner Künstlerviertel, dort wohnten Ludwig Richter und Caspar David Friedrich."

Dennoch gibt es Hürden. Das Grundstück gehört der Stadt, es müsste regulär verkauft werden. Zudem sind die Flächen hochwassergefährdet. Es muss Schallschutz und Baurecht beachtet werden.

Per Antrag will daher die Linke umfassend klären lassen, ob auf der Fläche ein Büro- und Wohnstandort entwickelt werden kann. "Es ist viel, was Frank Wießner uns anbietet. Allein der Wiederaufbau des spektakulären Venezianischen Hauses dürfte in Dresden einige Herzen höher schlagen lassen. Mögliche Probleme gilt es zu überwinden", sagt der Bauexperte der Linken, Tilo Wirtz (53).

So könnte der Neubau aussehen.
So könnte der Neubau aussehen.  © Max Wiessner Baugeschäft GmbH/arte4d
Das Venezianische Haus am Terrassenufer um 1852.
Das Venezianische Haus am Terrassenufer um 1852.  © SLUB / Deutsche Fotothek / Möbiu

Venezianischer Glanz ging 1945 unter

Das Venezianische Haus wurde um 1845 am Terrassenufer erbaut. Architekt Heinrich Hermann Bothen (1814 bis 1878) war Stadtbaumeister in Dresden und einer der berühmtesten Schüler von Gottfried Semper (1803-1879).

Ganz bewusst waren die Prachtbauten der Lagunenstadt Vorbild. So orientierte sich das Venezianische Haus wohl am weltberühmten Dogenpalast und dem Palazzo Foscari.

Der Palazzo Foscari war eines der Vorbilder.
Der Palazzo Foscari war eines der Vorbilder.  © imago images/Shotshop

Kurz vor Kriegsende wurde die komplette Bebauung am Terrassenufer durch Bombenangriffe stark beschädigt, später abgerissen. Aktuell ist die Fläche ein Grünstreifen, wenige Meter sind asphaltiert und Teil des Busparkplatzes an der Carolabrücke.

Titelfoto: Max Wiessner Baugeschäft GmbH/arte4d

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