Dresden - Drei Monate nach dem Großbrand der alten Staatsoperette in Leuben ist jetzt klar: Das Areal ist, so wie es die Dresdner kannten, nicht mehr zu retten. Fast alle Gebäude (seit 2016 leer) sollen abgerissen werden. Doch die Krise nach dem Feuerinferno mit Millionenschaden bietet auch die Chance für einen Neuanfang.
Der Rauch hat sich verzogen, Ruinen und Areal sind (endlich) gesichert, Gutachten erstellt. Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) stellte am Montag die neuen städtischen Pläne vor.
Diese decken sich laut Kühn stark mit dem Vorschlag aus dem örtlichen Stadtbezirksbeirat, den er im Vorfeld besucht hatte.
Klar ist: Kopfbau mit Eingangshaus und Bühnenhaus (mit Ballsaal) sind zerstört, bereits von der Versicherung zum Abriss freigegeben. Bis Jahresende sollen die Bagger durch sein. Danach plant das Rathaus einen "Dreiklang".
Vorne, also zur Pirnaer Landstraße, soll ein neues Stadtteilzentrum entstehen, mit Bibliothek als Ankermieter, so Kühn. Auch die Bürger sollen bei der Planung beteiligt werden.
Erste Konzeptausschreibung für die alte Operette im kommenden Jahr geplant
Der mittlere Grundstücksbereich ist für Wohnungen vorgesehen, kommunale Flächen sollen dafür verkauft werden. Dafür werden auch das am Bühnenhaus anliegende Garderobenhaus, aber letztlich auch Garagen und Pförtnerhaus weichen müssen.
Der rückwärtige Teil des Geländes (im Norden) soll die direkt angrenzende Sportanlage (Wacker Leuben) erweitern, eine kleine neue Trainingsfläche entstehen. Das Werkstattgebäude könnte so als einziges erhalten bleiben.
Der Zeitplan: Mitte kommenden Jahres soll eine Konzeptausschreibung im Stadtrat präsentiert werden, damit private Investoren fürs Wohnungs-Projekt gefunden werden können. Bis jedoch wirklich neues Leben einziehen wird, "wird es schon noch ein paar Jahre dauern", so Kühn. Auch liegen noch Vorschläge von Stadtratsfraktionen vor.
Trotz Entschädigung der kommunalen Versicherung (Beträge teils noch offen, mögliche Schadensersatzansprüche spielen dafür keine Rolle) wird die Stadt die neue Entwicklung des Areals auch aus eigenen Mitteln stemmen müssen.
Ein Ermittlungsergebnis (minderjährige Mädchen waren ins Visier geraten) konnte die Polizei bislang nicht präsentieren.
Brand als Chance
Ein Kommentar von Hermann Tydecks
Die alte Staatsoperette in Leuben war 2016 ins Kraftwerk Mitte umgezogen, seitdem stehen die Gebäude leer. Beschlossen war, dass das Areal weiter entwickelt wird.
Im Gespräch waren viele Ideen: Schulstandort, Wohnungen, Bibliothek, Gesundheitszentrum, Kultur- und Nachbarschaftszentrum.
Passiert ist nichts, wenngleich auch Pech dabei war: Als man 800.000 Euro ins Garderobenhaus investieren wollte, kam die Havarie im Stadtmuseum dazwischen - die Verwaltung widmete die Gelder (notgedrungen) um.
Der größte Fehler, das sieht auch der Baubürgermeister so, war es, den Gebäudekomplex vor Jahren von Strom und Wasser abzuklemmen - was auch eine mögliche Zwischennutzung erschwerte. Künftig sollte man das unbedingt vermeiden!
Zumal auch immens hohe Kosten für Absicherung, Wachdienst und Co. anfallen. Und wozu? Letztlich brannte es ja trotzdem. So bitter die jüngere Geschichte des Areals also ist - jetzt blicken alle Akteure nach vorne. Und wie so oft wird auch diese Krise zur Chance: Plötzlich kommt Bewegung in das Areal, plötzlich dauern Konzeptideen nur noch Monate anstatt Jahre. Und auch die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgerinitiative hat sich verbessert - ganz wichtig auch für die Leubener vor Ort!
Nun sollten die Fraktionen den Wiederbelebungs-Prozess, der trotz allem Jahre dauern wird, nicht verlangsamen und an einem Strang ziehen.