Ein Königreich aus Masken: Chef-Maskenbildner der Staatsoperette Dresden zeigt seine Schätze
Dresden - Theaterschminke, Lippenstift und Puderquaste - das sind nach landläufiger Meinung die typischen Handwerkzeuge eines Maskenbildners am Theater. Weit gefehlt! Thorsten Fietze (53), der seit 30 Jahren an der Staatsoperette Dresden arbeitet, hantiert (nicht nur) für das neue Musical "Pippin" mehr mit Gips und Silikon als mit Rouge.
Er produziert lieber Bauschutt, statt Wimpern zu kleben: "Maskenbildner ist ein total unterschätzter Beruf. Ich nenne mich lieber Berufsbastler", sagt Fietze schmunzelnd.
Für "Pippin", das am 28. Januar Premiere feiert, hat er tief in die Trick- bzw. Handwerkskiste gegriffen.
"Mein Meisterstück ist eine 1,20 Meter große Marionette. An ihr habe ich wirklich getüftelt. Denn sie muss nicht nur gut aussehen, sie muss auch für den Darsteller, der kein Puppenspieler ist, handhabbar sein", erklärt Fietze.
Damit bringt es der Chef-Maskenbildner auf den Punkt: "Die Funktion steht bei allen Arbeiten meines Teams im Vordergrund."
Jede Krone, jede Maske, jede Perücke, jeder Kopfaufbau muss sitzen, darf selbst beim Tanzen nicht verrutschen. "Deshalb", so Fietze, "nehme ich von jedem Darsteller einen Kopfabdruck. Das allein ist eine zweistündige Prozedur."
In Gips verewigt
In Fietzes Werkstatt steht von jedem Ensemblemitglied ein Gipskopf, auf dem alles exakt angepasst werden kann.
"Damit die Modelle lange halten, verwende ich Dentalhartgips."
Fietze lässt Allrounder-Erfahrungen vom Praktikum im Zahnlabor bis zum Holztischler-Schein durchblicken. Malerei hat er auch noch studiert und ein Faible für mechanische Sachen ohnehin. Ein Pfund, mit dem der Kostümplastiker bei "Pippin" wuchern kann.
"Für das Stück habe ich neben der Marionette etwa 20 Formen gebaut, Halbmasken, Speerspitzen, die Vorderseite eines Torsos, einen antiken Kopf. Dabei sind 150 Kilo Gips draufgegangen."
Titelfoto: Norbert Neumann