Dresdner Seniorin (73) soll's gewesen sein: Giftbriefe an MP Kretschmer, Minister und Landtagspräsident

Dresden - Angriff auf Sachsens Staatsführung! In Staatskanzlei, Justizministerium und Landtag gingen "Giftbriefe" ein. Die Sendungen waren mit Natriumhydroxid (sogenanntes Ätznatron) befüllt. Ein chemisches Pulver, das auf der Haut starke Verätzungen und schwere Verletzungen an den Augen hervorrufen kann. Die Attacke ereignete sich im Oktober 2019. Am Freitag begann die Aufarbeitung vor Gericht.

Mit Spezial-Schutzanzügen sammelten die Feuerwehrmänner die Giftbriefe damals ein.
Mit Spezial-Schutzanzügen sammelten die Feuerwehrmänner die Giftbriefe damals ein.  © Montage: Roland Halkasch

Absenderin war laut Staatsanwalt Renate F., eine inzwischen 73-jährige Seniorin aus Dresden! Zum Prozess am Amtsgericht erschien sie aber nicht, weil sie mit dem zuständigen Richter nicht verhandeln will.

Ab 9.26 Uhr gingen bei der Feuerwehr seinerzeit Notrufe ein. Die Poststellen von Staatskanzlei und Ministerium hatten Briefe geöffnet, aus denen das verdächtigte Pulver rieselte. Es wurde Alarm ausgelöst.

Die Post war an den damaligen Justizminister Sebastian Gemkow (43, CDU) und an Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) adressiert. In den Briefen beschwerte sich Renate über Polizisten, die ihrer Meinung nach Strafvereitelung im Amt begingen.

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Im Landtag ging am selben Tag ebenfalls ein solcher Brief ein. Adressiert an Landtagspräsidenten Matthias Rößler (68, CDU). Dessen Chefsekretärin öffnete im Vorzimmer den Umschlag. Das Natriumhydroxid rieselte ihr auf die Hand. Sofort zeigten sich massive Rötungen. Die Frau musste unverzüglich von Rettungskräften behandelt werden.

Bei den drei Giftbriefen blieb es laut Justiz aber nicht. Demnach versandte Renate im Juli 2020 an MP Kretschmer erneut einen Brief - mit Zitronensäure!

Sebastian Gemkow (43, CDU, v.l.n.r.), Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) und Matthias Rößler (68, CDU).
Sebastian Gemkow (43, CDU, v.l.n.r.), Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) und Matthias Rößler (68, CDU).  © Montage: Holm Helis, dpa/Robert Michael

Nun sollte gegen die Seniorin verhandelt werden. Aber sie ließ über ihre Anwältin ausrichten, dass sie den Richter ablehnt und deshalb nicht ins Gericht kommt. Ihr Befangenheitsantrag wird geprüft. Der Prozess wird - früher oder später - stattfinden. Ob Renate nun will oder nicht.

Titelfoto: Montage: Roland Halkasch

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