Das ist das älteste Foto einer Dresdner Fußballmannschaft

Dresden - Das 19. Jahrhundert näherte sich seinem Ende, in Sachsen regierte König Albert. Kutschen, Fuhrwerke und die Pferde-Straßenbahn bestimmten das Bild.

Die älteste Fotografie einer Dresdner Fußballmannschaft. An jenem 4. August 1895 spielt Dresden gegen Berlin - ein Klassiker eben. Auffällig: Die Spieler tragen knielange Hosen und armlange Hemden mit Emblem, dazu Kappen auf dem Kopf.
Die älteste Fotografie einer Dresdner Fußballmannschaft. An jenem 4. August 1895 spielt Dresden gegen Berlin - ein Klassiker eben. Auffällig: Die Spieler tragen knielange Hosen und armlange Hemden mit Emblem, dazu Kappen auf dem Kopf.  © Ove Landgraf, Dresdner Fußballmuseum

Die Residenzstadt an der Elbe war längst zu einer blühenden Metropole voller Kunst und Kultur geworden. Das neue Albertinum (1889 fertig) an der Brühlschen Terrasse lockte. Genau wie der Zoologische Garten, der bereits 1861 als erste dieser Einrichtungen am Rand des Großen Gartens gegründet worden war.

Unweit davon erklangen vor allem immer wieder sonntags merkwürdige Geräusche. Auf der Bürgerwiese, dem Areal des heutigen Rudolf-Harbig-Stadions, jagten Männer einem Lederball hinterher und versuchten, ihn im Tor zu versenken. Die ersten Fußballspiele der Stadt.

"Schuld" daran waren vor allem Ausländer. Denn wie Hans-Peter Hock in seinem Geschichtsbüchlein "Der Dresden Football Club" schreibt, lebten im prosperierenden Dresden 1880 unter 220.000 Einwohnern genau 679 Briten.

Zehn Jahre später schon fast doppelt so viele. Die meisten von ihnen arbeiteten in technischen Berufen oder studierten. Und sie lebten eben zumeist südlich der Bürgerwiese in Richtung Wiener Straße. Einheimische sprachen auch vom "Englischen Viertel" nahe des Bahnhofs.

Neuer Dresdener Fussball-Klub gehörte zu den Kicker-Pionieren

Dort, wo heute Dynamo kickt, standen vor 126 Jahren noch keine Tribünen. Im Hintergrund des Spielfeldes sind die Bäume des Großen Gartens zu sehen, davor die Zuschauer im feinen Sonntagszwirn.
Dort, wo heute Dynamo kickt, standen vor 126 Jahren noch keine Tribünen. Im Hintergrund des Spielfeldes sind die Bäume des Großen Gartens zu sehen, davor die Zuschauer im feinen Sonntagszwirn.  © Ove Landgraf, Dresdner Fußballmuseum

Es war eine Ära, in der sich allerorts viele Fußballvereine gründeten. Auch Sportgeschäfte erkannten die Zeichen der Zeit, verkauften Fußballschuhe. "In Dresden gab es gleich mehrere Vereine, die sich Fußballring nannten und an Schulen und Gymnasien beheimatet waren", erklärt Jens Genschmar (52) vom Dresdner Fußballmuseum. "In der Anfangszeit war Fußball auch nicht genau definiert. Teilweise wurde auch Rugby oder Cricket gespielt."

Zu den Kicker-Pionieren gehörte ab 1893 auch ganz offiziell der "Neue Dresdener Fussball-Klub". Zumeist wurden Spiele eben auf dem Sportplatz an der Lennéstraße ausgetragen. So auch an jenem heißen 4. August 1895 gegen den Berliner "Fussball-Klub Frankfurt".

Dort, wo heute Dynamo in einer hochmodernen Arena um Zweitligapunkte kämpft, befand sich vor 126 Jahren lediglich eine umfriedete Spielwiese. Männer kamen zu diesem sonntäglichen Nachmittags-Match im feinen Zwirn, Frauen in adretten Ausgehkleidern, teils mit Sonnenschirm.

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Die Unterstützung der Zuschauer half nichts, die Gäste siegten 4:0. "Aber von eben jenem Spiel existieren dank der Zeitschrift 'Sport im Bild' die ersten Fotoaufnahmen einer Dresdner Mannschaft", sagt Genschmar.

Es waren die ersten Jahre des Fußballs in Dresden, die ihren Höhepunkt sicher in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erlebte, als weitere Vereine und Verbände dem organisierten Fußball zum Erlebnis machten. Und Dresden zur Fußballhochburg...

Die Visitenkarte des DFC: Der Vereinschef und Kapitän wohnte unweit des Sportplatzes in der Johannstadt.
Die Visitenkarte des DFC: Der Vereinschef und Kapitän wohnte unweit des Sportplatzes in der Johannstadt.  © Ove Landgraf, Dresdner Fußballmuseum

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Das Dresdner Fußballmuseum ist ständig auf der Suche nach Trikots, Wimpeln, Broschüren, Nadeln, Karten, Fotos, aber natürlich auch nach spannenden Anekdoten rund um den Fußball in und um Dresden: info@dresdner-fussball-museum.de oder 0174/6716336.

Titelfoto: Ove Landgraf, Dresdner Fußballmuseum

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