Der erste intersexuelle Mensch: Kunsthändler holt Lili zurück an die Elbe
Dresden - Die Augen lächeln. Ein gepunktetes Haarband umschließt den Pagenschnitt. Eine lange Perlenkette umschlingt den Hals. Das weiße Kleid verrät die 20er Jahre. Die junge Frau auf der Aquarellzeichnung von 1928 heißt Lili Elbe. Geboren 1882 in Dänemark - als Junge namens Einar Mogens Andreas Wegener.
Das zarte Damenbildnis ist eines der Highlights in der Ausstellung von Kunst- und Antiquitätenhändler José Manuel Ladrón de Guevara (57).
In seiner Galerie auf dem Obergraben zeigt der gebürtige Spanier bis 28. November kostbare Modeillustrationen (ab 900 Euro) aus den 1920er Jahren. Inmitten der grazilen Zeichnungen strahlt Lili Elbe - für 14.500 Euro.
"Ich habe ihr Bildnis in Paris ersteigert. Es gehört einfach nach Dresden", weiß Ladrón de Guevara, der auf der Suche nach kleinen und großen Schätzen jährlich weit über 100.000 Kilometer fährt.
Die dänische Malerin Lili Elbe war vermutlich einer der ersten intersexuellen Menschen, der sich vor 90 Jahren geschlechtsangleichenden Operationen unterzog.
Zuerst in Berlin. Dann dreimal in der Dresden, wo Lili Elbe wenige Monate nach ihrer vierten Operation 1931 verstarb und auf dem Trinitatisfriedhof beigesetzt wurde.
Ihr wundervolles Porträt hat Gerda Wegener (1889-1940) gezeichnet, die mit Einar-Lili verheiratet war. Das außergewöhnliche Leben des Malerpaares wurde 2015 in "The Danish Girl" verfilmt.
Titelfoto: Norbert Neumann