Letzte Opernpremiere der Saison: Semperoper zeigt Händels "Saul"

Dresden - Die letzte Opernpremiere an der Semperoper in dieser Saison war am Sonntag ein Oratorium, Händels "Saul" (1739). Ein Stück mit berückender Musik, inszeniert als biblisches Polit-Drama um Macht, Gewalt und Tod.

Jake Arditti als David (l.) und Florian Boesch als Saul im Kampf um Macht und Einfluss.
Jake Arditti als David (l.) und Florian Boesch als Saul im Kampf um Macht und Einfluss.  © Semperoper Dresden/Mark Schulze Steinen

Der größte Vorteil der Demokratie als Herrschaftsform? Dass man die Machthaber ohne Blutvergießen (das heißt: durch Wahl) loswerden kann. So sagte es der Philosoph Karl Popper.

Theaterfreundlicher, weil sich die Bühne besonders für die menschlichen Abgründe interessiert, ist freilich das Blutvergießen. Ohnehin gab es zu Händels Zeiten keine Demokratie heutigen Zuschnitts und zur mystischen Zeit des biblischen Königs Saul und seines Herausforderers und Goliath-Besiegers David schon gar nicht.

Regisseur Claus Guth inszeniert den Stoff um König Saul, der seine Macht durch den vom Volk verehrten David bedroht sieht und so vergeblich wie gottverlassen darum kämpft, als Polit-Krimi, der seinen Helden tief in die Seele schaut. Denn Machtgier gebiert Wahn, der wieder Machtgier gebiert.

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Auch David entgeht diesem Kreislauf nicht, wie er am Ende schmerzlich spüren muss.

"Saul"-Produktion entstand vor sieben Jahren

Die Produktion entstand vor sieben Jahren am MusikTheater an der Wien und erlebt an der Semperoper eine Wiederinszenierung samt vieler Debüts am Semperhaus, etwa des Dirigenten Leo Hussain. Die inhaltlichen Bezüge zu zeitgenössischen Machthabern, (Trump, Putin...) sind greifbar, bleiben aber indirekt.

Die Musik Händels ist mit Arien, Duetten, Rezitativen, Chorpartien und Orchestermusiken vielgestaltig, selbst ein Carillon (Glockenspiel) setzt der Komponist ein, um den Klangkosmos zu erweitern.

Florian Boesch (Saul), Jake Arditti (David), Jasmin Delfs (Merab), Mary Bevan (Michal) oder James Ley (Jonathan) geben gesanglich wie spielend vortreffliche Vorstellungen auf einer Drehbühne mit mehreren Spielflächen (Bühne und Kostüme: Christian Schmidt), die der Prachtentfaltung mächtigen Gebarens ebenso Ausdruck geben wie der Verlassenheit des ruhelosen Machthabers.

Eine kluge, fesselnde, musikalisch erlesene Produktion.

Titelfoto: Semperoper Dresden/Mark Schulze Steinen

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