Nach Einbruch in Grünem Gewölbe: Dresden bekommt Juwelen zurück, doch sind sie echt?

Dresden - Nach dem Fund eines Großteils der Beute aus dem Grünen Gewölbe in Dresden werden die wertvollen Stücke jetzt untersucht. Fachleute sollen prüfen, ob die 31 Einzelteile tatsächlich echt und vollständig sind und in welchem Zustand sie sich befinden, wie die Ermittler mitteilten.

Jürgen Schmidt (l), Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, und Polizeisprecher Thomas Geithner äußerten sich am 17. Dezember vor dem Justizzentrum.
Jürgen Schmidt (l), Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, und Polizeisprecher Thomas Geithner äußerten sich am 17. Dezember vor dem Justizzentrum.  © Sebastian Kahnert/dpa

Zudem werden die Objekte auch kriminaltechnisch untersucht. Die vor drei Jahren gestohlenen Juwelen und Schmuckstücke waren in der Nacht zum Samstag in Berlin sichergestellt worden. Angaben zum Fundort und zum Zustand der Schmuckstücke wurden mit Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht gemacht.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und ihre Generaldirektorin Marion Ackermann (57) zeigten sich erleichtert und dankten den Ermittlern.

"Es ist ein riesiger Freudentaumel in den SKD ausgebrochen, dass die einzigartigen Juwelengarnituren wiedergefunden wurden, und wir bekommen Nachrichten aus der ganzen Welt", sagte Ackermann am Samstagabend in Dresden und ergänzte: "Wir haben nie zu hoffen aufgehört und es für eine realistische Chance gehalten, dass die Juwelen wieder auftauchen."

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Offensichtlich haben die mutmaßlichen Diebe den Fahndern das Versteck verraten. Dem Fund seien "Sondierungsgespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke" vorangegangen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Nähere Angaben zu dem Deal machten sie nicht.

Tatverdächtige gehören zu arabischstämmigem Remmo-Clan

Ein Angeklagter (r) im Prozess um den Juwelenraub im Grünen Gewölbe wird bei der Fortsetzung des Prozesses in den Verhandlungssaal im Landgericht geführt.
Ein Angeklagter (r) im Prozess um den Juwelenraub im Grünen Gewölbe wird bei der Fortsetzung des Prozesses in den Verhandlungssaal im Landgericht geführt.  © Sebastian Kahnert/dpa

Seit Anfang des Jahres läuft in Dresden ein Prozess gegen sechs Tatverdächtige wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung. Die jungen Männer gehören zum kriminellen arabischstämmigen Remmo-Clan aus Berlin.

Einer der Angeklagten hatte vor Gericht bereits zugegeben, an der Vorbereitung, aber nicht an dem Coup selbst beteiligt gewesen zu sein. Der nächste Verhandlungstag steht am kommenden Dienstag an. "Alles Weitere ist nun dem Lauf der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Dresden vorzubehalten", sagte Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden.

Der Kunstdiebstahl-Experte Willi Korte ist von dem Fund der Beute aus dem Grünen Gewölbe überrascht. Er sei nach dem Einbruch vor drei Jahren davon ausgegangen, dass sich die Täter bereits vor der Tat um den Absatz der Beute gekümmert hätten und sie deshalb nicht wiedergefunden werde.

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"In dem Fall lag ich mit meiner Meinung gerne falsch", sagte der Provenienzforscher, der sich mit länger zurückliegenden Kunstdiebstählen beschäftigt. "Ich bin überrascht, dass die Sachen noch in Berlin aufgefunden worden sind. Ich hätte gedacht, dass sie Deutschland schon längst verlassen hätten."

Kunstfahnder: Fund der Beute aus Grünem Gewölbe überraschend

Unter anderem wurde nun ein Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens sichergestellt.
Unter anderem wurde nun ein Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens sichergestellt.  © Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa

Nach Kortes Einschätzung sollte die Beute die Zeit seit dem Diebstahl gut überstanden haben. "Da es ja überwiegend Edelmetall und Steine sind, muss man nicht so sehr auf die Temperatur achten", sagte Korte. "Ich denke, dass die Sachen noch in einem relativ guten Zustand sein dürften."

Beim Kunstraub gebe es eine alte Regel, sagte Korte. "Das Klauen ist leichter als das Absetzen." Er habe den Einbruch immer eher als Juwelen-, statt als Kunstraub gesehen. "Ich dachte, dass sie die Juwelen rausbrechen und einzeln verkaufen werden, nicht die Kunst als Ganzes."

Ermittlungsergebnisse bei Juwelendieben seien üblicherweise nicht sehr gut. Bei Kunstraub sei die Ermittlungsarbeit auch schwer, aber es gebe immer wieder Fälle, bei denen die Beute teils erst nach Jahren gefunden werde.

Die Freude über den Fund sei groß. "Die Objekte sind als unwiederbringlich einzuschätzen", sagte der Kunstdiebstahl-Experte. "Sowas kann man nicht ersetzen."

Nun bleibe nur zu hoffen, dass der Rest der Beute ebenfalls auftauche. "Das wäre schön, wenn alles erhalten geblieben wäre."

Eine beim Einbruch im November 2019 beschädigte Vitrine im Juwelenzimmer im Historischen Grünen Gewölbe im Dresdner Schloss der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).
Eine beim Einbruch im November 2019 beschädigte Vitrine im Juwelenzimmer im Historischen Grünen Gewölbe im Dresdner Schloss der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).  © Sebastian Kahnert/dpa
Mitarbeiter der Spurensicherung stehen vor dem Residenzschloss mit dem Grünen Gewölbe. In Dresdens Schatzkammer wurde am frühen Morgen des 25. November 2019 eingebrochen und wertvolle Juwelen von Kurfürst August dem Starken gestohlen.
Mitarbeiter der Spurensicherung stehen vor dem Residenzschloss mit dem Grünen Gewölbe. In Dresdens Schatzkammer wurde am frühen Morgen des 25. November 2019 eingebrochen und wertvolle Juwelen von Kurfürst August dem Starken gestohlen.  © Sebastian Kahnert/dpa
Der Kunstdiebstahl-Experte Willi Korte ist von dem Fund der Beute aus dem Grünen Gewölbe überrascht.
Der Kunstdiebstahl-Experte Willi Korte ist von dem Fund der Beute aus dem Grünen Gewölbe überrascht.  © Matthias Balk/dpa
Marion Ackermann (57), Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Marion Ackermann (57), Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.  © Sebastian Kahnert/dpa

Mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen sind bis heute Thema

Der Einbruch am frühen Morgen des 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland. Die Täter schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen die Juwelen heraus. Sie stahlen Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro.

Danach entbrannte eine Diskussion über die Sicherheitsvorkehrungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), die bis heute anhält.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa (2), Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa

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