Eine sächsische Ausgrabung: Premiere der romantischen Oper "Der Vampyr" an den Landesbühnen

Radebeul - 24 Stunden Zeit hat der zum Untoten gewordene Lord Ruthwen, um drei Bräute zu töten und so Aufschub vor dem Abstieg in die Hölle zu gewinnen. Doch die Liebe kommt ihm dazwischen. Wegen Corona war die Produktion "Der Vampyr" selbst lange Zeit untot: Dreieinhalb Jahre nach pandemiebedingter Absage feierte Heinrich Marschners große romantische Oper nun am Samstag ihre bejubelte Premiere an den Landesbühnen Sachsen.

Showdown vorm Altar: Die Dörfler halten Aubrey (Aljaž Vesel, hinten) davon ab, den Vampyr (Paul Gukhoe Song) und Malwina (Franziska Abram) zu trennen.
Showdown vorm Altar: Die Dörfler halten Aubrey (Aljaž Vesel, hinten) davon ab, den Vampyr (Paul Gukhoe Song) und Malwina (Franziska Abram) zu trennen.  © René Jungnickel

Irgendwo in Schottland, auf verfluchtem Boden, 1860: Dem Sarg entkommen, erbittet Lord Ruthwen bei den Geistern der Hölle, noch ein Jahr auf Erden leben zu dürfen. Der Preis: drei getötete Bräute binnen Tagesfrist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Bei den jungen Damen Janthe und Emmy hat der Vampyr leichtes Spiel, kann sie verführen, aussaugen und blutverschmiert am Kirchenaltar drapieren.

Schwieriger wird's, als er die schöne Malwina heiraten will, denn die liebt heimlich Edgar Aubrey. Der wiederum kennt die Identität des Vampyrs, hat aber bei seinem Leben geschworen, ihn nicht zu verraten.

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Wie soll Aubrey nun Malwina, ihren Vater und die saufende, aufgebrachte Dorfgemeinschaft vor der tödlichen Hochzeit mit dem Blutsauger warnen, während für den der Countdown unerbittlich abläuft?

Selten gespielte Schauer-Oper ist sächsische Ausgrabung

Paul Gukhoe Song und Franziska Abram in "Der Vampyr".
Paul Gukhoe Song und Franziska Abram in "Der Vampyr".  © René Jungnickel

Die Schauer-Oper geht zurück auf die frühe Gothic Novel "Der Vampyr" (1816) von John Polidori, einem Weggefährten Lord Byrons.

Das selten gespielte Werk ist eine sächsische Ausgrabung: Dem in Zwickau geborenen Komponisten Heinrich Marschner (1795-1861), von 1824 bis 1826 Musikdirektor der Dresdner Oper, gelang mit seinem 1828 am Leipziger Stadttheater uraufgeführten "Vampyr" mit einem Libretto von Wilhelm August Wohlbrück der Durchbruch.

Der früh vergessene Klangkünstler gilt heute als Bindeglied zwischen Carl Maria von Weber und Richard Wagner.

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Der Einfluss von Webers "Freischütz" ist deutlich: Die Tonsprache bewegt sich zwischen dramatischer Tragik, düsterer Dämonie und heiterem volkstümlichen Lied. Die Elbland Philharmonie unter Leitung von Ekkehard Klemm spielt diese Kontraste fließend aus.

Die Hauptprotagonisten - Bass-Bariton Paul Gukhoe Song (Vampyr), Tenor Aljaž Vesel (Aubry) und Koloratursopranistin Franziska Abram (Malwina) - singen ihre lyrischen Partien bewegend, der Chor bekommt mitreißende Auftritte zwischen dumpfer Gewalt und burlesker Komik in der stimmungsvollen, in einer Kirchenkulisse angesiedelten Inszenierung von Manuel Schmitt.

Begeisterter Applaus für eine vorzügliche Aufführung.

Titelfoto: René Jungnickel

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