Comödie Dresden wagt kurioses Konzept: Caspar David Friedrich singt Songs von Silbermond
Dresden - Lässt sich der romantische Maler-Star Caspar David Friedrich - kurz CDF - mit der Musik von Silbermond verbinden, quasi als Treffen zweier sächsischer Export-Schlager? Die begeistert aufgenommene Uraufführung des Musicals "Der Wanderer über dem Nebelmeer" der Comödie Dresden am Elbschloss Übigau zeigte am Freitag: Dieses Konzept geht prächtig auf.

Ein CDF-Musical, das hat es bisher noch nicht gegeben. Autor und Regisseur Christian Kühn, künstlerischer Leiter der Comödie, verwebt in seinem Stück gelungen zwei Zeitebenen, erzählt von damaligem Kunstverständnis, Finanznot und Depressionen sowie von Lebenslust und heutigem Klima-aktionistischen Furor.
Die Schlüsselszene: Der junge Caspar verliert seinen Bruder Christoffer bei einem Unfall. Ein Lebenstrauma für den vergrübelten Künstler (Daniel Tille), das wohl ins Gemälde "Das Eismeer" eingegangen ist. Dieses ist vor der Übigauer Schlossfassade stilisiert nachgebildet (Ausstattung: Nina Aufderheide).
In der Gegenwart wollen die Klimaaktivisten Lasse (Edward R. Serban) und Edgar (Timo Stacey) eine Kopie des Bildes "Wanderer über dem Nebelmeer" öffentlichkeitswirksam verbrennen, doch Edgar ist schwer krank, fällt ins Koma.
Während Lasse und Krankenschwester Sabine (Lucille-Mareen Mayr) das Bild retten wollen, wähnt sich Edgar im Leben von CDF. Der hält ihn für den vermissten Christoffer, wird von ihm inspiriert, sieht sich ansonsten aber missverstanden und nur durch Gattin Caroline (Florentine Beyer), der sächselnden Schwiegermutter (Kathi Damerow) und Freund Carl Gustav Carus (Felix Heller) unterstützt.
Anspruchsvoll und komplex - aber auch gut?

Fantasie und Realität verschwimmen, obendrein wird durch Friedrich und Geheimrat Goethe (Sebastian Lohse) der Disput zwischen Aufklärung und Romantik, Verstand und Gefühl ausgefochten. Das ist - anders als in sonstigen Schwänken des Comödien-Sommertheaters - anspruchsvoll und komplex.
Aber keine Bange: Den Handlungssträngen ist leicht zu folgen, auch sind wohldosiert allerlei Gags gesetzt. Die Lieder des Silbermond-Albums "Leichtes Gepäck" (2015) wie "Zeit zu Tanzen" oder "Indigo" treiben die intensiv recherchierte Lebensgeschichte CDFs zudem kommentierend-kraftvoll voran, lösen dessen Schwermut auch in den schwungvollen Tanzchoreografien von Thomas Heep auf.
Fazit: Leichte Unterhaltung mit viel Tiefgang.
Das Musical wird bis 10. August fast täglich gespielt und von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) unterstützt: Unter dem Titel "Wanderer zwischen den Zeiten - ein Rundgang zu CDFs Werken im Albertinum" gibt es jeden Sonntag ab 14 Uhr eine begleitende Sonderführung zum Theaterstück.
Titelfoto: PR/Robert Jentzsch