Dilettanten auf dem Thron: Serkowitzer Volksoper begeistert mit "Die Prinzenrolle"
Dresden - Wer in den Schaltstellen der Macht Entscheidungen trifft, ist dafür längst nicht immer geeignet. Darum kreist die diesjährige Musiktheaterproduktion "Die Prinzenrolle" der Serkowitzer Volksoper. Lustiger als in den Vorjahren, gewohnt skurril und musikalisch gewitzt werden auf der Zirkuswagenbühne in der Sommerwirtschaft Saloppe Amtsanmaßung und Unfähigkeit urkomisch aufs Korn genommen. Die Premiere war im Juni, ab Montag starten die Serkowitzer in die eigentliche Aufführungsreihe.

Die Könige der benachbarten Reiche Obermittelgourmetien und Westtransflaschtekistan sind Fraß und Trunk erlegen. Eigentlich müssten ihre Söhne zu Regenten aufrücken, doch die verduften umgehend, der Work-Life-Balance wegen. Chance für die Diener der beiden, in die Rollen ihrer jeweiligen Prinzen zu schlüpfen: "Das nenn' ich Glück, so schnell macht man Karriere!"
Und obwohl sie inkompetent sind und keinerlei politische Erfahrung besitzen, schaffen sie - um Brüderschaft trinken zu können - die Grenze zwischen ihren Königreichen ab. Der mit dem größeren Thron möge das Gesamtreich regieren, aber beider Stühle sind "eher suboptimal".
Zwei Zeremonienmeister mischen auch noch mit sowie die Frauen der Diener, eine Marchesa und eine Dienstmagd, die zusammen ein Matriarchat gründen wollen. Und weil das alles nicht so richtig klappt, reisen Außerirdische ("Bling-Blong") an, die die Dilettanten zum Spargelstechen auf dem Mars rekrutieren. Das Volk könne sich auch alleine regieren.
Wolf-Dieter Gööck hat das Libretto geschrieben, den Regiestuhl aber erstmals Clemens Kersten überlassen. Dessen erklärtes Ziel, wieder witziger zu sein als in den Vorjahren, ohne reine Schenkelklopfer zu produzieren, geht auf. Es gibt wirklich viel zu lachen, auch wenn man über das etwas albern geratene Finale getrost streiten kann.
Alle vier Darsteller brillant

Der musikalische Leiter Milko Kersten erweist sich einmal mehr als DJ, der Verdis "König für einen Tag" mit Lortzings "Zar und Zimmermann" verschmilzt, dazu an Strawinsky erinnernde Klänge hinzumixt, Reinhard Meys Schlager "Über den Wolken (hier: Alpen)" oder die Melodie der "Sendung mit der Maus".
Das Quartett Musi nad Labem - neben Kersten an den Tasten Karina Müller, Daniel Rothe und Leonhard Endruweit - spielt das alles wie aus einem Guss. Dass das Publikum den Hymnus "Lorem ipsum dolor ..." mitsingen muss, erweist sich als Brüller. "Dideldum ist kein Gesang", wird man ermahnt.
Brillant sind alle vier Darsteller, die jeweils drei Rollen spielen. Dass die Altistin Julia Böhme eine herrliche Komödiantin ist, weiß man. Die Sopranistin Maria Perlt-Gärtner steht ihr in nichts nach und lässt überdies die Koloraturen nur so perlen.
Bariton Cornelius Uhle und Tenor Kota Katsuyama spielen etwas zurückhaltender, aber nicht weniger lustig. Schlussendlich hat Ausstatterin Pauline Malack mit nur wenigen Mitteln zwei schön anzusehende Königreiche gestaltet.
Diese "Prinzenrolle" begeistert musikalisch wie stimmlich und überzeugt mit hintersinnigem Humor und kabarettistischem Biss. Ein rundum gelungenes Sommertheater-Vergnügen.
- Infos zu Terminen und Kartenverfügbarkeit: serkowitzer-volksoper.de.
Titelfoto: Robert Jentzsch