Krabbel-Tische und Selbstmal-Emojis: Diplomausstellung an Dresdner Kunsthochschule

Dresden - Malerei, Skulptur, Installation: Man meint, eigentlich schon alles mal gesehen zu haben. Pustekuchen! In der Diplomausstellung zum Abschluss des Rundgangs 2025 der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) zeigen in diesem Jahr 41 junge Absolventinnen und Absolventen ihre Abschlussarbeiten, und nie ist das gleichförmiger Einheitsbrei.

Das an ein Insekt erinnernde Tisch-Objekt "The Arthropod Eukaryote" von Mira Friedrich im Ostragon Ost. Im Hintergrund: Zeichnungen und Collagen von Jupiter Landgraf (l.), die mehrteilige Wandinstallation "An der Oberfläche glänzt es" von Alex Lüder, eines der kleinformatigen Ölgemälde von Antonia Emilie Lehmann (hier: "Sieht keiner hin, ess ich das Glas auf") sowie ganz rechts die Hängung "You shouldn't let poets lie to you" - Werke in Siebdruck und Metall auf Glas von Stefan Kovačević.
Das an ein Insekt erinnernde Tisch-Objekt "The Arthropod Eukaryote" von Mira Friedrich im Ostragon Ost. Im Hintergrund: Zeichnungen und Collagen von Jupiter Landgraf (l.), die mehrteilige Wandinstallation "An der Oberfläche glänzt es" von Alex Lüder, eines der kleinformatigen Ölgemälde von Antonia Emilie Lehmann (hier: "Sieht keiner hin, ess ich das Glas auf") sowie ganz rechts die Hängung "You shouldn't let poets lie to you" - Werke in Siebdruck und Metall auf Glas von Stefan Kovačević.  © Eric Münch

Wie in jedem Jahr gibt es ein Füllhorn der Entdeckungen zwischen Tradition, Handwerk, Materialliebe und fantasievollen Installationen.

HfBK-Rektor Oliver Kossack zeigt sich "rundum zufrieden" mit den Arbeiten. Ihm ist an größtmöglicher Öffnung für interessierte Beobachter gelegen und hofft auf viel Neugier. Das sei bereits bei den vorangegangenen Jahresausstellungen der aktuell noch studierenden Akademisten gelungen: "Der Zuspruch in diesem Jahr war herausragend."

Auch die Diplomanden zeigen Herausragendes. Beispiel: Im Seitenflügel-Ost des Ostragon, dem zentralen Ausstellungsort der HfBK, scheint ein hölzerner Tisch auf loslaufenwollenden Krabbenbeinen zu stehen; die Fläche gefüllt mit Artefakten voll allerlei Materialien. Das Objekt von Mira Friedrich mit dem sperrigen Titel "The Arthropod Eukaryote" führt eine Tradition des Vorjahres fort, des Umgangs mit handwerklichem Material.

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Es war eine Herausforderung die hölzernen Schenkel der Krabbenbeine dem Tisch anzupassen, sagt die Künstlerin, deren Werk mehr als eine einfache Schreinerarbeit ist.

Ein Versuch, die Welt über Fundamente zu begreifen

Die Diplomandin Lydia Henkel (28) in ihrer durchsichtigen Haus-im-Haus-Skulptur mit dem wunderbaren Titel "Und so sprach die Maus zum Reh, schaukel mich, sei mein Freund".
Die Diplomandin Lydia Henkel (28) in ihrer durchsichtigen Haus-im-Haus-Skulptur mit dem wunderbaren Titel "Und so sprach die Maus zum Reh, schaukel mich, sei mein Freund".  © Eric Münch

Lydia Henkel wiederum hat ein rosa Häuschen mit einem begehbaren, durchsichtigen Haus aus Plastik ummantelt, es heißt: "Und so sprach die Maus zum Reh, schaukel mich und sei mein Freund."

Henkel versucht, die Welt über Fundamente zu begreifen. Über ihre persönlich fundierte Arbeit sagt sie: "Wo beginnen Schutzräume, wo lassen sich normative Vorstellungen aufbrechen?" Gleichsam verrätselt hat Josef Panda skurrile Skulpturen (etwa eine Art Termitenhügel mit rosa Lappen und Kakteen obendrauf) auf Brötchenkisten und Rollwägen installiert. "Viele Absolventen zeigen große Verspieltheit bei ernsten Themen, die an frühere Erinnerungen gekoppelt sind", kommentiert Professor Wilhelm Mundt.

Gleiches gilt für den jungen Künstler Alexander Wolframm, der persönliche Erfahrungen in Installationen aufbereitet hat, die visuell kaum darstellbar sind.

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Für die Arbeit "Love Letters" etwa hat er zwei Scheinwerfer postiert, die über den Innenhof der Akademie miteinander kommunizieren. Er sagt: "Sie schicken sich Liebesbriefe, die in Morse-Code übersetzt sind." Nebenan hat er die Klang-Installation "53:35 Achterbahn" eingerichtet, in der er seine auf einem Rummelplatz gemessene Herzfrequenz in eine Musik-Software übertragen hat.

In sieben Minuten zum eigenen Emoji

Ein Emoji in sieben Minuten: Designer Leon (28) präsentiert die "MonoSerie"-Technik seines Kunstkonzepts "Emotional Capital".
Ein Emoji in sieben Minuten: Designer Leon (28) präsentiert die "MonoSerie"-Technik seines Kunstkonzepts "Emotional Capital".  © Eric Münch

Radikal der Dresdner Künstler Leon, der bislang für großflächige Wandgemälde bekannt war. Das sei nicht mehr erwünscht, sagt er, also habe er seine bisherige künstlerische Existenz beendet und das malerische Verfahren "MonoSerie" entwickelt, mit dem man binnen sieben Minuten sein eigenes Emoji herstellen kann.

Im Pentagon Süd zu sehen: "Reine Wäsche", ein Kleiderständer von Clara Marie Bennewitz, der die visuelle Präsenz rechtsextremer Kleidung im öffentlichen Raum aufgreift.

Die Diplomausstellung der HfBK läuft bis 7. September, Di-So, 11-18 Uhr.

Titelfoto: Eric Münch

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