Renaissance-Ausstellung "Der Madonna ganz nah" im Zwinger

Dresden - Florenz gilt als Inbegriff der Renaissance, also der Epoche zwischen Mittelalter und Neuzeit. Zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert begannen dort kleinformatige Madonnenbilder zu boomen, speziell für die private Andacht zu Hause.

Glasiertes Terrakotta-Relief "Madonna mit Kind" (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts) von Andrea della Robbia, eine Leihgabe des Berliner Bode-Museums.
Glasiertes Terrakotta-Relief "Madonna mit Kind" (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts) von Andrea della Robbia, eine Leihgabe des Berliner Bode-Museums.  © Eric Münch

Diesem Phänomen widmet sich die neue Sonderausstellung "Der Madonna ganz nah. Reliefs und Gemälde der Florentiner Renaissance" im Winckelmann-Forum im Zwinger.

Rund 50 Werke werden gezeigt, darunter Leihgaben aus dem Bode-Museum Berlin oder dem Musée des Beaux-Arts in Dijon, hauptsächlich Madonnen-Darstellungen.

Könnte öde sein, aber gerade die vielfältige Differenz dieser Darstellungen zu entdecken, ist ein ganz großer Reiz dieser Schau. Die ohnedies verblüffend viel mit Dresden zu tun hat, wie Holger Jacob-Friesen sagt, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800.

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Dresden trage den Beinamen "Elbflorenz", es gäbe die Frauenkirche, die Marienbrücke. "Das allein wäre schon Anlass, sich mit Maria und der Gottesmutter zu befassen", so Jacob-Friesen.

Auch Claudia Kryza-Gersch, Kuratorin für Renaissance- und Barockskulptur, nennt diese Verbindung: "Mit Raffaels 'Sixtinischer Madonna' ist das Thema natürlich in Dresden prominent besetzt, aber längst nicht auserzählt."

Sie habe sich selbst gefragt, ob ein ganzer Raum voller Madonnen-Darstellungen nicht zu langweilig sei. Um das direkt zu verneinen: Die Darstellungen seien vielfältig, bilden eine Vorstufe zu Raffael.

Frühe Skulpturen und Tafelbilder am Eingang der Ausstellung.
Frühe Skulpturen und Tafelbilder am Eingang der Ausstellung.  © Eric Münch

Pest in Florenz verstärkte die private Andacht zu Hause

Eine Fotoserie dokumentiert die langwierige Restauration der Stuck-Madonna nach Desiderio da Settignano (um 1430-1464).
Eine Fotoserie dokumentiert die langwierige Restauration der Stuck-Madonna nach Desiderio da Settignano (um 1430-1464).  © Eric Münch

Die Schau zeigt die Entwicklung zum Mainstream, wie man heute sagen würde. Über 1000 Jahre hinweg hatte es bereits kleinformatige Tafelbilder gegeben, oft vergoldet, sehr teuer. Einige Beispiele sind am Beginn der Ausstellung zu sehen, quasi als Overtüre.

"Der Wandel kam durch die Pest in Florenz ab 1348", sagt Kuratorin Kryza-Gersch. "Die Menschen kamen nicht mehr raus, wie wir es etwa durch die Corona-Jahre kennen. Man kam nicht mehr in die Kirche, also brauchte man religiösen Trost zu erschwinglichen Preisen."

Kryza-Gersch: "Bei dem, was wir zeigen, geht es nicht um Kunst in der Kirche, es geht um Kunst für zu Hause."

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Die günstigen Madonnen hingen vor allem in bürgerlichen Schlafzimmern. Darin wandelten sich die anfangs strengen Madonnen-Abbildungen hin zu liebevoll-menschlichen Darstellungen mütterlicher Fürsorge. Viele Werkstätten hätten im 15. Jahrhundert Reliefs aus preiswertem Ton oder Gips angefertigt, die problemlos vervielfältigt werden konnten. Sie wurden zum Verkaufsschlager.

Im 19. Jahrhundert gab es eine Renaissance der Renaissance, es wurden viele Kopien hergestellt. Auch das zeigt die Ausstellung, sowie die schwierige Arbeit an Restaurationen. Spektakulär sei eine Stuck-Madonna nach einem Entwurf von Desiderio da Settignano (um 1430-1464).

In einem Nebenraum wird gezeigt, wie dieses Werk als Diplomarbeit an der HfBK wieder hergerichtet wurde - spannend. Parallel zur Sonderausstellung hat im Semperbau auch eine neue Dauerausstellung "Religiöse Kunst um 1500" eröffnet, eine separate Präsentation, die gleichwohl mit der Madonna-Schau inhaltlich verknüpft ist. Sie läuft bis zum 27. April 2025.

Titelfoto: Eric Münch

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