Dresden - Er belegte Waren aus China in die USA mit Einfuhrzöllen von bis zu 145 Prozent: Donald Trumps (78) Zollkrieg schadet nicht nur den zwei stärksten Volkswirtschaften der Welt. Sogar in Dresden haben heimische Unternehmen mit negativen Folgen zu kämpfen.
"Wir sind in großer Sorge", sagt Christoph Braun (46).
Der Orthopädietechniker-Meister aus Dresden gründete 2013 seine Firma, die heute als "Schubert und Braun Prothesenwerk" in der Radeberger Vorstadt mit 22 Mitarbeitern insbesondere Arm- und Bein-Prothesen für Patienten in die halbe Welt liefert, etwa nach Saudi-Arabien, Norwegen oder Australien.
Nur ein Dutzend Firmen weltweit könnten das so anbieten, sagt Braun stolz. Eine Besonderheit: Bei Bedarf kann das Grundgerüst aus Kunststoff für die Prothese für den Patienten maßgeschneidert aus dem 3-D-Drucker gefertigt werden.
Die verbliebene Hand wird zuvor gescannt, die Daten gespiegelt. Darüber kommt dann ein spezieller Silikon-Überzug - bis 20.000 Euro zahlen Krankenkassen dafür.
Höhere Kosten für Grundmaterial befürchtet
Das Problem: Die Dresdner beziehen das Silikon von einer US-Firma.
Die Amis wiederum benötigen zur Fertigung einen ganz bestimmten Quarz, welchen sie aus China importieren. Und der dürfte durch die Trump'sche Zollpolitik nun viel teurer werden. Rund eine Tonne Silikon verarbeiten die Dresdner pro Jahr.
"Wir befürchten, dass sich die Kosten für unser Grundmaterial damit erhöhen oder es gar nicht mehr verfügbar ist", erklärt Braun.
Er selbst könne gestiegene Preise - und seien es auch "nur" 10 oder 20 Prozent - nicht einfach so weitergeben, da es langjährige Verträge zwischen Ortho-Verbänden und Kassen gebe.
Unternehmer Braun über Trumps Zollpolitik: "Der hat einen Knall"
Zwar habe man vom US-Lieferanten noch nichts Konkretes zu neuen Preisen gehört. Dennoch ist die Unsicherheit groß.
Braun hat bereits reagiert, mehr Geld für Bestellungen als geplant ausgegeben, um seine Lager noch mit reichlich Silikon zu füllen, solange es noch geht. Damit fehlt der Firma aber auch Liquidität etwa für Investitionen.
"Wir als kleine Firma haben ein Problem, weil im Weißen Haus einer sitzt, der einen Knall hat", ärgert sich Braun über die von Trump ausgelöste weltweite Handelskrise. "Am besten wäre es, die Lieferketten unabhängiger zu machen." Allerdings stellt in der EU keiner das benötigte Silikon her.
Trotz aller Probleme ist Braun aktuell noch guter Dinge, die Trump'sche Herrschaft überstehen zu können.
Kammern um Firmen besorgt
Auch die Handwerkskammer Dresden beschäftigt sich mit der sprunghaften und unberechenbaren US-Handelspolitik.
"Die Zollpolitik von US-Präsident Trump trifft uns in einer schwierigen Lage - die deutsche Wirtschaft ist ohnehin angeschlagen", sagt Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski (55).
"Die Auswirkungen für die sächsischen Handwerksbetriebe lassen sich noch nicht in vollem Umfang abschätzen. Aber klar ist: Zölle machen Produkte teurer, das wiederum wird den Konsum und auch Investitionen dämpfen. Für einige Betriebe wird es damit auch eine schwierigere Marktposition bedeuten."
Lars Fiehler (53) von der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) spricht von Ärger bei vielen Unternehmen, aber nicht von Panik: "Alles in allem eine Gleichung mit mehreren Unbekannten, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass sich die erhöhten Einfuhrzölle mit großer Wahrscheinlichkeit negativ auf die sächsische Exportwirtschaft niederschlagen werden und es schwerfallen dürfte, rasch alternative Märkte zu erschließen."