Über ein Jahr im Kuba-Knast: Verzweifelte Dresdnerin will ihren Mann zurück

Dresden - Eigentlich ist der 9. Oktober für Silke Frómeta Compte (55) ein Freudentag. Vor zwölf Jahren hat sie genau an diesem Tag ihren Mann Luis (59) geheiratet. Eine Traumhochzeit sei es gewesen, erzählt sie. Am Sonntag wird sie allerdings keine Freude verspüren, sondern unendliche Trauer. Zum zweiten Mal muss die Dresdnerin ihren Hochzeitstag nämlich ohne ihren geliebten Mann verbringen. Seit 15 Monaten sitzt der Deutsch-Kubaner, der seit Mitte der 80er in Dresden lebt, in seiner Heimat im Knast - und das vielleicht noch viele Jahre.

Silke Frómeta Compte (55, Ehefrau) möchte ihren Mann Luis zurückhaben.
Silke Frómeta Compte (55, Ehefrau) möchte ihren Mann Luis zurückhaben.  © Christian Juppe

Zum Verhängnis wurde Luis Frómeta Compte ein Heimaturlaub im Juni 2021. "Er ist runtergeflogen, um seiner Familie Medikamente zu bringen. Das medizinische System ist in der Pandemie quasi zusammengebrochen", erzählt Silke Frómeta Compte.

Dabei sei er im Juli in eine Demo geraten und habe das Handy gezückt. "Mein Mann kannte die Wende '89 bei uns und wollte uns zeigen, wie jetzt in Kuba Menschen auf die Straße gehen. Das war sein Fehler", sagt sie. Mit Schlagstock an der Kehle wurde er verhaftet. Im Gefängnis sei ihr Mann dann geschlagen und gefoltert worden, erzählt Silke Frómeta Compte und ringt mit den Tränen.

"Die Stelle am Kopf, wo er geschlagen wurde, ist seitdem ganz weich. Wir wissen nicht, was das ist." Ihr Mann sollte gestehen, dass er von Deutschland beauftragt wurde, die Demo anzuzetteln. "Aber was soll er sagen, wenn er doch nichts gemacht hat?"

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Als ihre Schwägerin sie angerufen und von der Verhaftung erzählt hat, sei für sie eine Welt zusammengebrochen. Der nächste Schlag folgte am 23. Dezember 2021 als das Urteil gegen ihren Mann fiel: 25 Jahre Haft! Im Berufungsverfahren Anfang des Jahres wurde die Strafe auf 15 Jahre verkürzt. "Mörder bekommen in Kuba sechs Jahre", sagt Frómeta Compte.

Das komplette Gespräch im Video

Silke Frómeta Compte: "Meine größte Angst ist, dass mein Mann im Gefängnis stirbt"

Vor 12 Jahren heiratete Silke mit Luis die Liebe ihres Lebens.
Vor 12 Jahren heiratete Silke mit Luis die Liebe ihres Lebens.  © Christian Juppe

Gesehen hat Silke Frómeta Compte ihren Mann seitdem nur ein Mal im März und hätte ihn fast nicht erkannt. So sehr habe ihn das Gefängnis gezeichnet. "Ich habe meinen Mann zweimal weinen sehen, als seine Mutter gestorben ist und im Gefängnis", erzählt sie.

Seine Töchter hätten ihn im Sommer noch besuchen dürfen. Ansonsten gebe es nur über die Familie auf Kuba Kontakt, mit der Luis Frómeta Compte gelegentlich telefonieren darf.

"Meine größte Angst ist, dass mein Mann im Gefängnis stirbt", sagt Silke Frómeta Compte. Dort muss er am 10. November schon seinen 60. Geburtstag verbringen. Müsste er die komplette Strafe absitzen, wäre er 74. "So lange hält das niemand durch", befürchtet sie.

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Deshalb hoffen Luis Frau, Töchter und Enkel, dass die Bemühungen der deutschen Behörden möglichst bald Wirkung zeigen und Luis nach Hause kommt. "Mein Mann hat Kuba geliebt, doch jetzt ist es für ihn gestorben", sagt Silke Frómeta Compte.

Auch das politische Berlin beschäftigt sich inzwischen mit dem Fall Luis Frómeta Compte

Bundestagsabgeordneter Lars Rohwer (50) setzt sich im politischen Berlin für Luis ein.
Bundestagsabgeordneter Lars Rohwer (50) setzt sich im politischen Berlin für Luis ein.  © Thomas Türpe

Mit Demos, Briefen an Politiker und Appellen in den Medien versucht die Familie von Luis Frómeta Compte (59) auf den Fall aufmerksam zu machen. Mit Erfolg. Denn mittlerweile hat das Thema die Bundespolitik erreicht.

Auf Antrag der CDU-Fraktion beschäftigte sich der Bundestag vor zweieinhalb Wochen mit den Menschenrechten in Kuba. Dabei kam auch die Inhaftierung von Luis Frómeta Compte zur Sprache.

"Jetzt kann keine Fraktion im Bundestag mehr sagen, sie kennt den Fall nicht", sagt der Dresdner CDU-Bundestagsabgeordnete Lars Rohwer (50). Rohwer hat bereits im Dezember 2021 im Rahmen eines Programms der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) die politische Patenschaft für Frómeta Compte übernommen und setzt sich seitdem in Berlin für ihn ein.

Mittlerweile habe dort die Menschenrechtsbeauftragte im Auswärtigen Amt den Fall auf dem Tisch, erzählt Rohwer.

Beim Amtsantritt der neuen kubanischen Botschafterin in Deutschland im April habe auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66, SPD) das Thema angesprochen. "Der Fall hat also die höchste Ebene erreicht", sagt Rohwer.

Titelfoto: Christian Juppe

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