Dresden - Glanz, Glamour und eine Prise Humor – mit "Kinostar!" startet die Staatsoperette Dresden ihre neue Saison auf vergnügliche Weise. Die Premiere am Sonntag entführte das Publikum in die schillernde Welt Hollywoods der 1930er-Jahre, ohne dabei den heutigen Zeitgeist aus den Augen zu verlieren.
Das Stück, ursprünglich unter dem Titel "Alex vor der Himmelstür" 1936 in Wien uraufgeführt, wurde von Ralph Benatzky komponiert (Buch von Paul Morgan und Adolf Schütz) und erlangte durch Zarah Leander in der Rolle des Hollywood-Stars Gloria Mills Bekanntheit, so wie es wiederum dieses Stück war, das der schwedischen Sängerin in Deutschland zum Durchbruch verhalf.
Die Handlung ist - wohlwollend formuliert - so charmant wie zeitlos. Beschriebe man sie als harmlos, wäre es auch nicht verkehrt. Alex, ein mittelloser Journalist, sucht sein Glück und eine gute Story bei der gefeierten, aber einsamen Diva Gloria Mills.
Liebe, Missverständnisse und eine ordentliche Portion Filmzauber sorgen für Verwicklungen. In der Regie von Matthias Reichwald lebt die Geschichte durch spritzige Dialoge und parodistisch auf die Spitze getriebene Momente.
Gespielt wird die Neufassung von Peter Lund und Kai Tietje, uraufgeführt 2016 in Wien. Die wesentliche Neuerung besteht in Erfindung des Gesangsensembles der Hollywood Harmonists, aus dem sich wiederum die Nebenfiguren des Stücks rekrutieren. Ein effektvoller Kunstgriff.
Noch dazu integriert die Dresdner Produktion eine der bekanntesten Nummern der Leander, das gleichfalls von Benatzky (für den Film "Zu neuen Ufern") geschriebene "Yes, Sir!", passgenau.
"Kinostar!" vom Publikum gefeiert
Das dunkle Timbre der Leander, es entspricht ungefähr der Stimmlage von Dimitra Kalaitzi, die der Rolle in Präsenz, Spiel und Stimme ein durch und durch eigenes und überzeugendes Gepräge gibt. Kalaitzi ist in Ausstrahlung und Können etwas Besonderes im Ensemble der Staatsoperette.
Gero Wendorff als Alex, Christina Maria Fercher als seine Bald-schon-nicht-mehr-Freundin Jessie Leyland und Andreas Sauerzapf als Alex' Freund und Nachfolger bei Jessie Theodor geben ihre Partien mit viel Spielfreude.
Benatzkys Musik ist so schillernd wie pointiert und eingängig. Michael Ellis Ingram leitet das Orchester mit feiner Hand. Das Orchester spielt zunächst hinter der Szene, die im Zentrum von einer Showtreppe bestimmt wird (Bühne: Jelena Nagorny), bevor es gegen Ende mit Öffnung der Hinterbühne leibhaftig in Erscheinung tritt.
Mit eineinhalb Stunden Länge gehört "Kinostar!" zu den kurzen Stücken der Operettenliteratur. Und es gibt alles in allem auch nicht mehr her. Ein wenig dünn und ohne viel Nachhall ist das Ganze trotz allen Charmes am Ende eben doch. Als Appetithappen am Anfang einer Theatersaison ist "Kinostar!" passend platziert. Viel Applaus vom Publikum.