Gender-Irrsinn im Rathaus: Vorlage wegen zu vieler *innen abgelehnt

Dresden - Ein Zeichen der Gleichberechtigung oder eine Verhunzung der deutschen Sprache? Darüber wird beim Gendern heftig gestritten – auch in Dresden. Nun hat dieser Konflikt sogar Auswirkungen auf die Stadtpolitik. So wurde im Stadtbezirksbeirat Loschwitz kürzlich eine gegenderte Vorlage des Rathauses abgelehnt. Grund: "Nicht-Lesbarkeit."

Der Loschwitzer Stadtbezirksbeirat Helfried Reuther (71, CDU) lehnt das Gendern ab und will, dass weiter die ausgeschriebene männliche und weibliche Form genutzt werden.
Der Loschwitzer Stadtbezirksbeirat Helfried Reuther (71, CDU) lehnt das Gendern ab und will, dass weiter die ausgeschriebene männliche und weibliche Form genutzt werden.  © Steffen Füssel

Konkret geht es um die "Fachförderrichtlinie der Landeshauptstadt Dresden über die Gewährung von Zuwendungen zur Pflege und Erhaltung von Kulturdenkmalen".

Aber nicht der sperrige Titel oder der komplizierte Inhalt sorgen für die angebliche "Nicht-Lesbarkeit", sondern die Sternchen in Wörtern wie "Zuwendungsempfänger*innen" bzw. Formulierungen wie "Besitzhabende Personen".

So sieht es zumindest Ex-CDU-Stadtrat und Stadtbezirksbeirat Helfried Reuther (71).

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"Im Privatgebrauch kann das jeder so machen wie er will, aber nicht bei einer Richtlinie mit Außenwirkung", sagt er. Da solle man die deutsche Sprache so nutzen, wie die Regeln sind.

Deshalb habe er wie schon zuvor bei einer anderen Vorlage das Gendern kritisiert. Reuther: "Ich fühle mich beim * nicht angesprochen."

Obwohl er den Inhalt der Vorlage "gut und richtig" finde, habe er sie deshalb abgelehnt und "überraschenderweise" sei ihm die Mehrheit gefolgt.

Ablehnung stößt auf Unverständnis

Weil die Förderrichtlinie in gendergerechter Sprache verfasst ist, lehnte sie der Stadtbezirksbeirat ab.
Weil die Förderrichtlinie in gendergerechter Sprache verfasst ist, lehnte sie der Stadtbezirksbeirat ab.  © Screenshot

Bei Stadtbezirksbeirat Martin Jehne (66, Grüne) stößt das auf Unverständnis: "Wenn man anfängt, eine Sache hintanzustellen, weil einem die Form nicht gefällt, ist man weit ab vom rationalen Denken."

Kritik kommt auch von Susanne Dagen (50, Freie Wähler), obwohl sie selbst das Gendern ablehnt.

"Gute Anträge aus ideologischen Gründen abzulehnen, ist nicht okay", sagt sie.

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Von OB Dirk Hilbert (50, FDP) fordert sie eine klare Ansage zu dem Thema. Die lässt bislang auf sich warten.

In seiner Antwort auf eine Anfrage von CDU-Stadträtin Petra Nikolov (56) erklärt Hilbert: "Ich bin davon überzeugt, dass die vielfältigen Möglichkeiten, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern sprachlich zu berücksichtigen, sinnvoll Anwendung finden."

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel & Screenshot

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