"Unts-unts-unts": Clubkultur-Ausstellung "Techno Worlds" in der robotron-Kantine

Dresden - Monotone Beats, abbruchreife Clubs, mittels illegaler Substanzen durchgefeierte Nächte: Techno ist von vielen Klischees geprägt. Die meisten stimmen sogar, und doch haben Techno und die Clubkultur viel mehr Facetten. Diese will die internationale Tournee-Ausstellung "Techno Worlds" des Goethe-Institutes aufzeigen, die in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Dresden am heutigen Samstag in der robotron-Kantine ihre Deutschlandpremiere feiert.

Fotos schlafender Nachtschwärmer auf Regenschirmen: "Immer müde und Scheißwetter in New York" haben die Dresdner Künstler Paul Barsch und Tilman Hornig ihre Installation genannt. Im Hintergrund ein Arrangement aus Mode und Accessoires von Kerstin Greiner.
Fotos schlafender Nachtschwärmer auf Regenschirmen: "Immer müde und Scheißwetter in New York" haben die Dresdner Künstler Paul Barsch und Tilman Hornig ihre Installation genannt. Im Hintergrund ein Arrangement aus Mode und Accessoires von Kerstin Greiner.  © Eric Münch

Techno ist mehr als eine Musikrichtung oder eine bestimmte Form der Club- und Jugendkultur. Als globales Phänomen habe Techno weltweit tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungsprozesse begleitet und neue Impulse gesetzt, die bis heute in die Gegenwartskultur, in Kunst und Popkultur, Medienkonsum und Technologien wie auch in urbane Räume und gesellschaftliche Utopien hineinwirken.

So definieren es die Kuratoren der interdisziplinären Schau. Techno habe (Frei-)Räume geschaffen und könne ein politisches Mittel sein.

"Techno Worlds" wurde während der Pandemie von einem Team aus Mitgliedern des Goethe-Instituts, des Kunstvereins Wolfsburg und des Berliner Kollektivs Creamcake entwickelt.

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Die Co-Kuratorin Mathilde Weh vom Goethe-Institut sagt: "Wir wollten nicht nur deutsche Kultur in die Welt bringen, sondern ganz bewusst auch die afro-amerikanischen Wurzeln des Techno etwa in Detroit mit erzählen."

Seit anderthalb Jahren ist die Ausstellung unterwegs, und nach Stationen in Budapest und Zürich, den USA und Südamerika nun erstmals in Deutschland zu sehen.

Videoinstallationen, Sound- und Lichtskulpturen

Das Video "We don't play guitar" der Münchner Frauenband Chicks on Speed wirkt wuchtig im nackt-gekachelten Raum.
Das Video "We don't play guitar" der Münchner Frauenband Chicks on Speed wirkt wuchtig im nackt-gekachelten Raum.  © Eric Münch

Die unsanierte robotron-Kantine sei ein passender Ort, sagt Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthauses der Städtischen Museen, die mit Kerstin Flasche die Dresdner Erweiterung kuratiert hat.

"Die Kantine ist wie eine Zeitkapsel", sagt Mennicke-Schwarz. Sie ähnele in vielem den aufgelassenen Räumen des Techno-Undergrounds, wie es sie in den 90er-Jahren viele gab. Werke von 26 bildenden Künstlern sind mit Beiträgen von acht Kunstschaffenden aus der Region ergänzt.

So leuchtet auf dem Dach der Kantine der lautmalerische Schriftzug "Unts-Unts" als Verweis auf monotone Beats, eine Installation der Dresdner Künstlerin Ina Weise, die mit geretteten Neonbuchstaben aus DDR-Zeiten arbeitet.

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"Vielleicht ist diese Arbeit das Plakativste, was man zu Techno machen kann", sagt sie.

Gezeigt werden Fotografie, Videoinstallationen, Sound- und Lichtskulpturen sowie raumgreifende, zum Teil interaktive Installationen, Mode aus der deutschen Technoszene der 90er-Jahren bis zu Plakatkunst und Flyern.

Drogen gehören auch dazu: Eine überdimensionale Ecstasy-Pille von Zuzanna Czebatul.
Drogen gehören auch dazu: Eine überdimensionale Ecstasy-Pille von Zuzanna Czebatul.  © Eric Münch

Eröffnung und Aftershow-Party am Samstag

Auch das Clubnetz Dresden ist mit an Bord und präsentiert in einem eigenen Raum die Entwicklung der Technostadt Dresden. Von 1989 bis in die schwierigen Corona-Jahre spannt sich der komprimierte Bogen.

Mit-Kurator und Clubnetz-Sprecher Felix Buchta erinnert: "Dresden galt in den 90ern als 'kleines Detroit des Ostens'." Die heutige Clubszene beteilige sich gerne an dieser Schau, weil sie der Clubkultur eine Würdigung gebe, die sie hier so noch nicht erfahren habe.

Doch dürfe diese Musealisierung, an der man ein Stück weit selbst mitwirke, nicht zu weit gehen: "Ich hoffe, dass bei aller Professionalisierung das Widerständige der Technokultur erhalten bleibt."

Im Anschluss an die heutige Eröffnung (ab 18 Uhr Einlass) folgt eine Aftershow-Party mit dem DJ-Kollektiv ProZecco. Die Ausstellung läuft bis 28. Juli.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch

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