Endlich wieder Rummel: "Diesen Beruf muss man lieben"

Dresden - Aus dem Schub blitzen phosphorgrüne Plastik-Chips. Wenn nachts das Schwarzlicht lila auf den Tisch strahlt, leuchten sie. Dann sitzen hier im engen Kassenhäuschen Vater Ingolf Splitt (60) und Sohn Florian (32) Rücken an Rücken und rocken den "Flipper" - ein hochmodernes Fahrgeschäft.

Vater Ingolf (r.) und Sohn Florian Splitt führen das Familiengeschäft mit vereinten Kräften. Ihr "Flipper" hat zwölf Gondeln, die sich auf einer großen Radscheibe 14 Meter hoch drehen und dann in eine beachtliche Neigung gehen.
Vater Ingolf (r.) und Sohn Florian Splitt führen das Familiengeschäft mit vereinten Kräften. Ihr "Flipper" hat zwölf Gondeln, die sich auf einer großen Radscheibe 14 Meter hoch drehen und dann in eine beachtliche Neigung gehen.  © Eric Münch

Das gehört zu einer Dresdner Schausteller-Familie mit langer Geschichte und vielen Lebenslinien und wird bereits in der 5. Generation betrieben.

Ingolf Splitt erinnert sich: Als der Uropa Ende der 1920er ein Karussell für Kinder baute und es am Hubertusplatz in einer Gartensparte aufbaute, fuhr das Glück im Kreis. Das muss den ehemaligen Kolonialwarenhändler so vergnügt haben, dass er ein weiteres Kinderkarussell konstruierte.

Er bestückte es mit kleinen Eisenbahnwaggons und zog von Stadt zu Stadt. Die Mechanik schien den Urgroßvater zu faszinieren - später kamen verschiedene Karussells Marke Eigenbau Schnelle (so der Familienname des Urgroßvaters) dazu, auch ein Kettenflieger und das "Zeppelin Luftschifffahrt" - fünf Gondeln, in denen die Menschen vergnüglich in den Himmel schaukelten.

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Der Urgroßvater hatte halt ein Händchen fürs Amüsement.

Auch beim "Break Dance" wird die Gondelfahrt zum puren Vergnügen.
Auch beim "Break Dance" wird die Gondelfahrt zum puren Vergnügen.  © Eric Münch

"Ein kleines Karussell aus dieser Zeit gibt's heute noch", verrät Ingolf Splitt. Der 60-jährige Schausteller holte das eingemottete Teil aus der Versenkung, frischte es auf und ist jedes Jahr damit auf dem Meißner Weihnachtsmarkt zu erleben. Eigentlich ein Kleinod der Schausteller-Geschichte der Familie Schnelle-Splitt.

Als Ingolf 1962 geboren wurde, kaufte sein Vater die "Walzerfahrt". Nicht schlecht. Eigentlich. Doch weil auch Karussells hip sein müssen, wurde es irgendwann zum "Südseetraum" umgebaut. Ein Fahrgeschäft, das wirklich jeder Dresdner kannte. Denn es war der "Break Dance des Ostens".

Heute betreibt der ausgebildete Kfz-Mechaniker seinen "Flipper". Direkt dahinter steht der "echte" Break Dance. Doch Splitts Stammgäste, quasi die Enkel der "Südseetraum"-Gäste, schätzen den Flipper. Für sie ist er einzigartig. Sohn Florian freut's und der junge Mechatroniker sagt: "Diesen Beruf muss man leben." Vater Ingolf nickt und lächelt gelassen. Ihn muss niemand mehr überzeugen.

Die Attraktion beim Frühlingsfest: Base Jumper mit seinen zwölf Armen, die via Luftdruck nach oben und unten geschossen werden.
Die Attraktion beim Frühlingsfest: Base Jumper mit seinen zwölf Armen, die via Luftdruck nach oben und unten geschossen werden.  © Eric Münch

Tipp: Das Frühlingsfest punktet mit großen Fahrgeschäften, Schlemmereien und Unterhaltung und ist noch bis 8. Mai auf dem Festplatz Pieschener Allee zu erleben. Karfreitag ist Ruhetag!

Titelfoto: Eric Münch

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