Erkenntnis nach Versuch für einen Tag: Rugby ist nichts für Weicheier

Dresden - Rugby. Für mich war das lange Zeit immer dieser Sport, bei dem Menschen in Shorts sehr wütend aufeinander zurennen, sich stapeln wie beim Sommerschlussverkauf und dann trotzdem höflich Danke sagen. Auch in Dresden wird Rugby auf einem hohen Niveau gespielt. Ich wollte das bei den "Rugby Dresden Hillbillies" mal testen. Spoiler: Mein Körper hat schon jetzt diverse Beschwerdebriefe an mein Gehirn geschrieben.

Beim Rugby geht es für TAG24-Reporter Benjamin Schön (22) ganz schön heftig zur Sache.
Beim Rugby geht es für TAG24-Reporter Benjamin Schön (22) ganz schön heftig zur Sache.  © Norbert Neumann

Meine erste große Frage: Wie komme ich hier unbeschadet durch? "Wir machen viel intuitiv", sagt Philip (36), der mich heute an die Hand nimmt. Intuitiv finde ich ja schon mal alles bedenklich, was mit "voller Körpereinsatz" beginnt und mit "aber fair" endet.

Erst einmal zeigt er mir, wie man den Ball wirft. "Es gibt einfache Pässe und welche mit Spin. Die kommen mit Druck." Der einfache Pass klappt. Beim Spin gibt es freundlich ausgedrückt noch sehr viel Luft nach oben.

Der Ball eiert und kommt - wenn ich Glück habe - ungefähr da an, wo er hinsollte. "Joa … das kommt mit Übung", sagt Philip. Aha. Das wird wohl eine lange Reise bei mir.

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Dann folgt ein lockeres Warm-up. Wir spielen "Touch". Klingt nett. Dass Touch aber nicht heißt, dass mich jemand zu Boden streichelt, merke ich schnell. Ich passe lieber früh, nicht aus Taktik, sondern aus Selbstschutz.

"Einfach gerade reinrennen!", ruft Philip. Ich mach's - und werde gestoppt, als hätte ich einen spontanen Crashtest mit mir selbst veranstaltet.

Ganz wichtig im Rugby-Team ist das Miteinander.
Ganz wichtig im Rugby-Team ist das Miteinander.  © Norbert Neumann
Im Training wurde die kontaktlosere Variante "Touch" gespielt.
Im Training wurde die kontaktlosere Variante "Touch" gespielt.  © Norbert Neumann
Philip (36, r.) zeigt unserem Redakteur ein paar Kräftigungsübungen.
Philip (36, r.) zeigt unserem Redakteur ein paar Kräftigungsübungen.  © Norbert Neumann

Ab in die Eistonne!

Tackling wird im Training mit einem Polster geübt.
Tackling wird im Training mit einem Polster geübt.  © Norbert Neumann

Dann Passübungen. Körperlich entspannter, aber koordinativ eine Herausforderung. Im Stehen klappt’s. In Bewegung ist das schon schwerer. Dann kommt ein Gegner dazu. "Du ziehst den Verteidiger auf eine Seite, dann passt Du im letzten Moment auf die andere."

Klingt clever. Mir wurde nur vergessen zu sagen, dass der Verteidiger mich mit einem Polster durch die Gegend schubst. Dann kommt der Teil, bei dem mein Körper offiziell kündigt: Tackling. "Wenn Du getackelt wirst, gerade nach vorn fallen - und dann in einer Klappmesser-Position den Ball nach hinten legen."

Doch ich sehe eher aus wie ein Klappstuhl mit Gelenkproblemen. "Nicht mit den Händen abstützen beim Fallen! Ball an die Brust!" Ich nicke. Und falle beim nächsten Versuch schon eleganter - also zumindest kontrollierter. Schmerzhaft ist es trotzdem.

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Abschlussspiel. Wieder "Touch", aber diesmal mit Vollgas. Ich schaffe es ab und zu durch - und ab und zu ins Aus. "Auch ein Weg, ein Tackle zu vermeiden", sage ich mir. Der Trainer sieht das anders. Ein Versuch, also Punkte? Dafür hat es bei mir nicht gereicht. Dafür zu einem Volltreffer in Sachen Muskelkater und blaue Flecken. Fazit von Trainer Mike: "Du hast Dich gut angestellt. Bist mutig reingegangen. Viele haben da mehr Angst."

Mein Fazit: Rugby ist hart, wild und macht irre Spaß. Es tut weh, ja. Aber immer fair. Und wenn Du aufstehst, klopft Dir jemand auf die Schulter oder tackelt Dich halt direkt wieder. Ich geh' jetzt erst mal drei Tage in die Eistonne. Vielleicht auch fünf. Aber ich komme wieder!

Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann

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