Festivaljahrgang beginnt - es könnte der letzte sein: Ziehen Jazztage die Notbremse?

Dresden - An diesem Freitag starten die Jazztage Dresden in ihren 23. Jahrgang. Die Sonderkonzerte für den Sommer stehen, das Herbstfestival wird am 20. Oktober beginnen.

Läuten die diesjährigen Jazztage ein: Intendant Kilian Forster (55) und Freddy Lee Strong jr. (69) vor einem Festivalfoto von George Duke und Mike Manson.
Läuten die diesjährigen Jazztage ein: Intendant Kilian Forster (55) und Freddy Lee Strong jr. (69) vor einem Festivalfoto von George Duke und Mike Manson.  © Eric Münch

Doch es könnten die letzten Jazztage in gewohnter Form sein: Intendant Kilian Forster (55) deutet das Aus an. Grund: gestiegene Kosten bei gleichbleibender Förderung und eingebrochenem Sponsoring.

Forster legt sich fest: "Wenn nicht mehr Unterstützung kommt, werden wir 2024 die Notbremse ziehen." Angesichts von Kostensteigerungen bis zu 60 Prozent sei die Organisation des Festivals immer schwieriger geworden, zumal viele Fördertöpfe zuletzt geschlossen blieben.

2022 blieben die Kosten noch ausgeglichen, Ausgaben in Höhe von etwas mehr als 1.600.000 Euro - von denen der größte Teil für Gagen und Marketing ausgegeben wurden - standen ähnlich hohe Einnahmen gegenüber. Darunter Ticketerlöse in Höhe von 760.000 Euro, sowie Fördermittel der Stadt (auf 33.600 Euro gekürzt) und der Kulturstiftung Sachsen (auf 32.000 Euro gestiegen). Aber: "Ohne die Coronaförderung vom Bund hätten wir jetzt ein Leck von etwa 700.000 Euro", sagt Forster. Die aber falle ja schon in diesem Jahr wieder weg.

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Man könne und wolle es nicht mehr, wie noch vor 20 Jahren, mit Minusgehältern und eigenem Geld machen. Forster: "So kann das Festival im nächsten Jahr nicht mehr stattfinden."

Die Zukunft der Jazztage, die er in Konkurrenz zu hochsubventionierten Mitbewerbern sieht, läge jetzt in der Hand der Stadt und des Freistaates. "Wir sind zu Gesprächen bereit!", so Forster. Es klingt wie ein Ultimatum.

Ausbleibendes Sponsoring bedroht das Fortbestehen der Dresdner Jazztage

Damit die Jazztage weiterhin musikbegeisterte Dresdnerinnen und Dresdner mit einem bunten Programm verwöhnen kann, braucht es dringend mehr Sponsoren.
Damit die Jazztage weiterhin musikbegeisterte Dresdnerinnen und Dresdner mit einem bunten Programm verwöhnen kann, braucht es dringend mehr Sponsoren.  © Eric Münch

In diesem Jahr ziehe man die Jazztage aber durch, unter dem Motto "Simply Colourful" und mit der portugiesischen Sängerin Maria João als Titelgesicht. 14 Konzerte stehen im Sommerprogramm ab 16. Mai fest, im Weingut Zimmerling, dem Forte Belvedere Leisnig und bei den Filmnächten am Elbufer.

Den Festivalzeitraum im Herbst habe man noch einmal um eine Woche verlängert. Vom 20. Oktober bis 26. November sind 80 Shows mit insgesamt 400 Künstlern aus 35 Nationen geplant. 34 Konzerte sind aktuell fest bestätigt, unter anderem mit Ute Lemper, James Morrison, Tom Gaebel oder Rebekka Backen.

Auch den Kulturpalast wolle man bespielen, mit dem Auftragswerk "Messias Superstar", an dem die European Bigband Dresden und das Vocal Concert Dresden beteiligt sind. Die in den Vorjahren umstrittene Vortrags- und Diskussionsrunde "Concertare" ist derzeit nicht im Plan verzeichnet. Intendant Forster verweist auf den Kartenvorverkauf mit Frühbucher-Rabatt, weitere Ermäßigungen wird es in diesem Jahr, anders als gewohnt, nicht mehr geben.

Los geht's am Freitag um 18 Uhr in der QF-Passage. In einer Ausstellung mit Werken des langjährigen Festivalfotografen Hans-Joachim Maquet gibt der US-amerikanische Soul- und Gospel-Sänger Freddy Lee Strong jr. (61) ein eintrittsfreies Konzert.

Titelfoto: Eric Münch

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