Gemalte Stille: Eine Bestands-Ausstellung der Gemäldegalerie
Dresden - Mancher hält Stillleben für eine bildnerische Wiedergabe der Langeweile. Es passiert so wenig auf den Gemälden. Wie sehr das ein Irrtum ist, beweist eine neue Ausstellung in der Gemäldegalerie Dresden über "Die Geschichte des Stilllebens".

"Zeitlose Schönheit", so lautet der Titel der Schau. Wobei nicht Zeitlosigkeit, sondern Vergänglichkeit das eingelassene Thema dieser Bildgattung ist. Die Vergänglichkeit des Lebens, dargestellt etwa durch Gebinde geschnittener Blumen, angerichteter Fresstafeln oder Speisekammern mit allerlei erlegtem Getier.
Da lauert in Stille und Schönheit auch das Gewaltsame, das vielen Bildern eine unterschwellige und manchmal durchaus vordergründige Spannung verleiht.
Eine Vitrine zeigt gar einen Totenkopf, geschaffen von Gian Lorenzo Bernini Mitte des 17. Jahrhunderts, in Auftrag gegeben von Papst Alexander VII. (1599-1667) als Mahnung, das Leben gut zu nutzen.
Dabei waren Stillleben in der Hauptsache immer auch allegorische Darstellungen religiöser Motive, die über die Vergänglichkeit hinaus dann doch auf Ewigkeit und Erlösung abzielten.
Begriff Stillleben ist nicht eindeutig definiert

Die Ausstellung führt in verschiedenen Abteilungen Mahlzeitenstillleben, Fischstillleben, Jagdstillleben, Blumenstillleben, Bodenstillleben und allerlei mehr vor.
Dabei ist es so eine Sache mit dem Begriff Stillleben, der so eindeutig nicht definiert ist. Von den Künstlern selbst sei der Begriff kaum je verwendet worden, sagt Kuratorin Konstanze Krüger. Überhaupt sei er erst im 19. Jahrhundert gebräuchlich geworden, als allgemeine Beschreibung für die bildnerische Darstellung lebloser Dinge.
Die Geschichte der Bildgattung freilich geht zurück bis ins 16. Jahrhundert, Motive mit Elementen von Stillleben gab es schon vorher.
Die Ausstellung geht dieser Geschichte nach, mit Schwergewicht auf niederländischer Malerei, die den diesbezüglichen Hauptanteil des Museumsbestands ausmacht.
130 Werke zählt die Gemäldegalerie im Bestand, davon 91 sind ausgestellt, darunter Gemälde von Frans Snijders, Jan Davidsz und Rembrandt. Manche der Bilder sind Teil der Dauerausstellung, sie erhalten jetzt im Konzert mit weiteren Werken eine andere Note.

Die Schau, eine Bestandsausstellung, die ohne Leihgaben auskommt, sei für die Staatlichen Kunstsammlungen die erste in Sachen Stillleben seit den 80er-Jahren, sagt Generaldirektorin Marion Ackermann (58). Eine Reihe von Werken aus dem Depot habe, um ausstellungstauglich zu sein, restauriert werden müssen.
Zu bestaunen sind die Stillleben vom heutigen Freitag an bis 1. September 2024.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch (2)