Herrschaftliche City-Aktion: Wer hat dem Wettiner-Künstler seinen goldenen Stuhl geklaut?
Dresden - Was steht denn da vorm Kulturpalast? Ein Sessel mit geschwungenen Füßen. Auf der Sitzfläche statt edlem Samt grober Sackstoff. Auf der Rückenlehne sitzt ein bunter, deformierter Frauenkopf: die Gräfin Cosel zur Teestunde beim König. Die verrückte wie provozierende Skulptur ist eine Arbeit des Künstlers Esteban Velazquez von Wilhelm (42) - und eine Auseinandersetzung mit dem Wettiner Königshaus.
"Es gibt in Dresden keine zeitgenössischen Künstler, die sich mit der barocken Vergangenheit beschäftigen", bedauert Esteban. "Das will ich ändern, und ich möchte dies im öffentlichen Raum tun. Denn das ist wichtig für die Identität der Stadt."
Bereits im Vorjahr sorgten auf dem Neumarkt seine 100 goldenen Betonplatten mit Wettiner-Porträts für Aufsehen. Die Zusammenarbeit mit dem "Palais Sommer" sollte eigentlich fortgesetzt werden, die Standortverlegung des Kulturfestivals machte dies unmöglich.
"Deshalb habe ich meine eigene Kunstaktion gestartet", ist der gebürtige Venezolaner auf die Reaktionen der Passanten gespannt.
Am Sonntag wurde goldener Stuhl geklaut
Denn nicht nur die Cosel skandiert vorm Kulti. Vor den Stufen der Hofkirche liegt das Herz August des Starken auf einer weißen Platte. Am Zugang zur Augustusbrücke hat Esteban - ebenfalls auf einem Stuhl - die "Inzestuöse Liebe am sächsischen Hof" inszeniert, mit vier bunt bemalten Köpfen aus Ton und einer roten Hand.
Als viertes Kunstwerk sollten "Die Gäste des Kurfürsten" am Goldenen Reiter zu sehen sein. "Doch leider wurde mir dort Sonntagnacht der goldene Stuhl geklaut. Ich war nur eine Stunde weg, um die Köpfe zu holen", ärgert sich Esteban.
Seine Bitte: "Der Stuhl war kein Sperrmüll. Bringt ihn bitte wieder zurück!"
Titelfoto: Bildmontage: Privat/Petra Hornig