Dresden - Der ehrwürdige Dresdner Kreuzchor, mehr als 800 Jahre alt, befindet sich in finanziellen Turbulenzen. Die Stadt, Trägerin des Chores, will den Vertrag mit der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas Dresden, die über die Kreuzkirche verfügt, kündigen und neu verhandeln. Ziel der Maßnahme: die Kirchgemeinde zur Kasse zu bitten.
Aus Sicht der Stadt besteht ein Missverhältnis in der Finanzierung des Chores.
Demnach betragen die jährlichen Elternbeiträge rund 370.000 Euro, was einer Quote von acht Prozent der Gesamtkosten ausmache.
Der Anteil der Kirchgemeinde betrage demgegenüber nur 97.000 Euro, was nur zwei Prozent der Kosten entspreche, bei gleichzeitig vermuteten Einnahmen durch die Kreuzchorkonzerte von etwa 900.000 Euro.
Dreimal seit 2020 habe die Stadt die Elternbeiträge erhöht, rechnet Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (47, Linke) vor. Ein weiteres Mal soll nach Möglichkeit unterbleiben.
Vorlage von Dresdner Kulturbürgermeisterin Klepsch wird im Stadtrat vorgestellt
Die Kulturbürgermeisterin bringt die Vorlage am Donnerstag in den Stadtrat ein - und setzt schon mal die Daumenschrauben an.
"Wenn der Stadtrat nicht beschließt, Verhandlungen aufzunehmen und vorsorglich zu kündigen, ist der Kreuzchor in seiner Größe und künstlerischen Leistung und letztendlich Existenz gefährdet", so Klepsch zu TAG24.
Zeitdruck bestehe, denn die Kündigungsfrist des bestehenden, seit 2019 laufenden Vertrages betrage ein Jahr.
Der neue Vertrag, so heißt es im Beschlussvorschlag, solle "unter anderem eine Dynamisierung enthalten, die sich mindestens an der Teuerungsrate" orientieren soll.
Dass der Kreuzchor bei Zuwiderhandlung des Stadtrates in der Abstimmung am Donnerstag in seiner Existenz gefährdet wäre, ist wahrscheinlich eine politisch motivierte Übertreibung.
Dass die Finanzen bedrohlich knapp sind, ist jedoch Tatsache.