Kunst-Sammlung zieht ins Residenzschloss, derweil stockt ihr Umzug nach Dresden

Dresden - Die Schenkung der Sammlung Hoffmann sollte 2023 komplett an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) übergeben sein, das war der Plan, als die Schenkung 2018 vollzogen wurde. Nach Lage der Dinge wird es dazu nicht kommen. Konzipiert wird unterdessen ein Schaudepot für die Sammlung im Residenzschloss, namentlich ausgewiesen als "Kunstkammer Gegenwart".

SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann (58, l.) und Mäzenin Erika Hoffmann vergangenes Jahr im Schlosspark Pillnitz.
SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann (58, l.) und Mäzenin Erika Hoffmann vergangenes Jahr im Schlosspark Pillnitz.  © Eric Münch

Als "weiteren Meilenstein in der Geschichte des Dresdner Residenzschlosses" bezeichnen die SKD die neue "Kunstkammer Gegenwart". Die soll ihren Ort finden in der ehemaligen Fürstengalerie und vorrangig Werke der Schenkung Sammlung Hoffmann, aber auch solche aus Kunstfonds, Kupferstich-Kabinett und Albertinum sowie der angegliederten Stiftung Günther und Annemarie Gercken zeigen.

Das Konzept, so wird kommuniziert, folge dem Ansatz, zwei wichtige museale Aufgaben, das Lagern und das Ausstellen von Kunstwerken, in Übereinstimmung zu bringen. Mit jährlich wechselnden Schwerpunkten wolle diese Kunstkammer Einblicke in die umfangreichen Schätze zeitgenössischer Kunst innerhalb der SKD geben.

Entworfen hat das Schaudepot der Münchner Designer Konstantin Grčić (58). Seine Konzeption umfasse auch eine "Offene Werkstatt", in der der konservatorische und restauratorische Umgang mit modernen, fragilen Materialien der zeitgenössischen Kunst für das Publikum sichtbar werde, heißt es.

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Mit im Boot sind TU Dresden und Hochschule für Bildende Künste. Zusammen sollen sie einen "progressiven Vermittlungsansatz" entwickeln. Die Eröffnung ist für Dezember anberaumt.

Die Sammlung Hoffmann ist eine der größten Schenkungen, welche die SKD in ihrer Geschichte erhalten haben - überraschenderweise, mag man hinzufügen, insofern das Sammler-Ehepaar Hoffmann, Erika und Rolf, Anfang der 90er-Jahre mit dem Projekt eines Museums der Gegenwartskunst auf dem Gelände An der Herzogin Garten am unrühmlichen Widerstand des Freistaats gescheitert war. Doch ließen sich die Hoffmanns nicht von Enttäuschung leiten.

Während sie sich mit der Sammlung in Berlin-Mitte niederließen, wo in den Sophie-Gips-Höfen eine öffentliche Ausstellung in den Privaträumen der Familie entstand, riss der Kontakt zu den SKD nicht ab. Jahre später entschloss sich die mittlerweile verwitwete Erika Hoffmann zur Schenkung.

SKDs "Kunstkammer Gegenwart": Nur ein Teil der Schenkung wird nach Dresden ziehen

Ist schon bei den SKD angekommen: "Of Whales in Paint" von Frank Stella (87).
Ist schon bei den SKD angekommen: "Of Whales in Paint" von Frank Stella (87).  © PR/SKD/Klemens Renner

Rund 1200 Werke umfasste die Sammlung den Angaben jener Zeit nach, innerhalb von fünf Jahren sollten sie physisch nach Dresden übergeben werden. Nicht eine zentrale Ausstellung war bei den SKD für die Sammlung vorgesehen, stattdessen sollten ihre Objekte dezentral mit den Museen verwoben werden.

Die neu konzipierte "Kunstkammer Gegenwart" bedeutet eine Abweichung davon, indem sie der Sammlung nun doch einen spezifischen Ort gibt. "In der ersten Präsentation, der in regelmäßigen Abständen weitere folgen, werden einige Dutzend Arbeiten ausgestellt sein, darunter mehrheitlich Arbeiten der Schenkung Sammlung Hoffmann", so SKD-Sprecher Holger Liebs (57) zu TAG24.

Auf die konkrete Anzahl der Werke der Schenkung will sich von den Beteiligten inzwischen niemand mehr festlegen. "Aus dem Vertrag mit der Familie Hoffmann dürfen wir weder Werte noch Zahlen nennen", so Liebs.

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Derweil macht der Umzug von Berlin nach Dresden Schwierigkeiten, bis auf Weiteres kann er nicht vollendet werden. Der Grund: Unterbringungsprobleme.

Liebs: "Wegen des bislang fehlenden Zentraldepots ist der Schenkungsvertrag, der einen vollständigen Umzug bis Ende 2023 vorsah, dahingehend angepasst worden, dass zunächst eine Auswahl von Werken nach Dresden umzieht und in die Sammlungen der SKD integriert wird. Andere verbleiben in Berlin."

Doch hätten die SKD weiterhin Zugriff auf alle Arbeiten der Sammlung.

SKD-Sprecher Holger Liebs (57).
SKD-Sprecher Holger Liebs (57).  © Eric Münch

Neue Schau zur Geschichte des Residenzschlosses geplant

Zieht nun die "Kunstkammer Gegenwart" in die ehemalige Fürstengalerie, sollen die Gemälde aus der Fürstengalerie und die dynastische Geschichte weiterhin im Residenzschloss beheimatet sein, erklärt Marius Winzeler (50), Direktor Grünes Gewölbe und Rüstkammer.

Ein großer Teil der bislang in der Fürstengalerie gezeigten Porträts sei bereits in die Ausstellungen der Rüstkammer integriert. Weitere Bildnisse sowie die Porträtbüsten sollen ab 2025 in den neuen Sammlungspräsentationen zur Festkultur und zur Repräsentation der Macht in der Paradeetage gezeigt werden.

Winzeler: "Zusätzlich wird in der Gotischen Halle im Erdgeschoss des Ostflügels eine Schau zur Geschichte des Residenzschlosses eingerichtet werden, in der die handelnden Personen, darunter auch die einstigen Bauherren und Bewohnerinnen des Schlosses, im Mittelpunkt stehen werden."

Das Residenzschloss enthält mit Grünem Gewölbe und Rüstkammer die wichtigsten Museen höfischer Repräsentation unter dem Dach der Staatlichen Kunstsammlungen, als deren Keimzelle die im 16. Jahrhundert gegründete Kunstkammer der Sächsischen Kurfürsten gilt. Die Namensgebung der "Kunstkammer Gegenwart" nimmt darauf Bezug.

Frank Stellas Arbeit "Of Whales in Paint; in Teeth; in Wood; in Sheet Iron; in Stone; in Mountains; in Stars" von 1990 an der Englischen Treppe.
Frank Stellas Arbeit "Of Whales in Paint; in Teeth; in Wood; in Sheet Iron; in Stone; in Mountains; in Stars" von 1990 an der Englischen Treppe.  © PR/SKD/Klemens Renner

Als deren Vorbote grüßt eine Wandskulptur Frank Stellas (87), jenes Künstlers, der vor 30 Jahren den Hoffmanns den Entwurf zur Dresdner Kunsthalle geschaffen hatte. Die Arbeit stammt aus der Serie zu Herman Melvilles Roman "Moby Dick" und ist Teil der Hoffmann-Schenkung.

Sie ist angebracht an der Wand zur Englischen Treppe. Letztere führt unter anderem zur Fürstengalerie.

Titelfoto: PR/SKD/Klemens Renner

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