Mit einem Stock zwischen den Beinen übers Grün: Mein Tag als Quidditch-Spieler wie bei Harry Potter
Dresden - Quidditch kennen viele aus Harry-Potter-Büchern und -Filmen: fliegende Besen, schreiende Kinder, goldene Bälle mit Flügeln. Das magische Spiel gibt’s auch in echt! Es heißt jetzt Quadball, ist ein echter Vollkontaktsport – und ich, der TAG24-Reporter, war mittendrin. Ohne Magie, aber mit einem Stock zwischen den Beinen und dem festen Vorsatz, mich nicht komplett zu blamieren.

Bevor's mit dem Training bei den "Deluminators Dresden" richtig losgeht, erstmal Regelkunde. Oder besser: der Versuch, irgendwas zu verstehen. Ich bin heute Chaser – das klingt gefährlicher, als es bei mir aussieht.
Meine Aufgabe: einen Volleyball, hier "Quaffel" genannt, durch einen von drei Ringen werfen – zehn Punkte pro Treffer. Aber nur, wenn der Stock zwischen den Beinen bleibt. Verliert man den, zurück zum eigenen Ring. Wird man von einem Beater mit einem Dodgeball getroffen – auch zurück.
Also im Grunde: Fangen, Werfen, Rennen, Ausweichen – und dabei möglichst nicht wie ein verwirrter Tourist in der Altstadt aussehen.
Dann startet das Training. Erst mal warm machen: Laufen, dehnen, noch lache ich. Dann Ballgewöhnung. Ich renne los, Stick zwischen den Beinen und in einer Hand. Mit der anderen Hand will ich den Ball fangen. Klingt einfach. Ist es nicht. Ich schaffe es nicht den Ball festzuhalten.

Warum, weiß er nicht, aber er wirft ein Tor

Heln (27) ruft: "Klemm den Stick ein und nimm beide Hände!" Ich tue es – plötzlich klappt’s. Ich kann Multitasking - wer hätte das gedacht?
Die nächste Übung bringt mich jedoch an meine Grenzen. Taktikübung. Acht verteidigen, vier greifen an – und ich? Offiziell Verteidiger, inoffiziell Deko mit Puls. Bälle fliegen an mir vorbei, Leute schreien Kommandos, ich dreh’ mich im Kreis wie ein Staubsaugerroboter ohne GPS. Wenn ich mal den Quaffel habe, kommt direkt ein Dodgeball geflogen.
Dann soll ich plötzlich angreifen. Ich denke nur: Wenn ich schon beim Verteidigen überfordert war, wird das jetzt ein Level zwischen "Slapstick" und "Sketchcomedy". Aber gut, ich laufe einfach mal hinter die Ringe, tue so, als hätte ich einen Plan. Dann – Ball kommt im hohen Bogen, ein Gegner stürmt auf mich zu, ich irgendwie vorbei, werf ... TOOOR! Ich bin so überrascht, dass ich kurz an Zauberei glaube.
Im Trainingsspiel geht's dann richtig zur Sache. Ich renn’, fang, werf, fall fast, fang nochmal. Zwischendurch frag’ ich mich, ob mein Gehirn eigentlich dieselbe Geschwindigkeit hat wie das Spiel – Antwort: nein. Manchmal kommt der Ball so schnell, dass mein Kopf noch plant, während mein Gesicht schon gefangen hat. Es geht hin und her. Zeit für Pausen gibt es nur, wenn ich mich mal kurz auswechseln lasse.
Am Ende bin ich durch. Komplett. Mein Gesicht glänzt, meine Beine zittern, mein Hirn versucht noch immer, die Regeln zu verstehen. Und Heln's Fazit: "Fürs erste Mal gar nicht so schlimm." Ich sag’: Für jemanden, der keine Ahnung hatte, wo vorne und hinten ist – ganz klar ein persönliches Meisterwerk.

Quidditch heißt jetzt Quadball

Was in Harry Potter auf fliegenden Besen gespielt wurde, gibt’s auch im echten Leben - nur ohne Magie. Aus dem Zaubersport Quidditch wurde der echte Teamsport Quadball.
Seit 2005 rennen Spieler mit Stäben zwischen den Beinen übers Feld, werfen Bälle durch Ringe und versuchen sich gegenseitig abzuwerfen - eine wilde Mischung aus Handball, Rugby und Völkerball.
Statt eines fliegenden "Schnatzes" gibt es einen Tennisball in einer Socke, den ein neutraler "Snitch Runner" am Hosenbund trägt.
Wer ihn schnappt, bekommt Bonuspunkte. Weil "Quidditch" markenrechtlich geschützt ist, heißt der Sport heute Quadball - und wird weltweit immer beliebter.
Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig (2)