Schillers "Maria Stuart" an den Landesbühnen: Zeitloses Spiel um die Macht
Radebeul - Mehr als 220 Jahre ist Friedrich Schillers Trauerspiel "Maria Stuart" nun schon alt und weder aus dem Deutschunterricht noch den Theaterspielplänen wegzudenken. Seit Samstag haben die Landesbühnen Sachsen den Klassiker wieder im Programm - wohltuend klassisch und dabei angenehm zeitlos.

Die klare, aufs Wesentliche reduzierte Inszenierung (Regie: Intendant Manuel Schöbel) des Stücks über den Machtkampf der inhaftierten schottischen Königin Maria Stuart und ihrer Schwester, der englischen Königin Elisabeth, vertraut ganz auf den Text Schillers und verzichtet auf Modernisierungen oder eine Überschreibung.
Denn vieles steht ja schon bei Schiller: Konfessionsstreit, Hochverrat und Staatsräson sowie Frauen, die sich in einer Männerwelt durchsetzen müssen.
Die schlichte Ausstattung (Bühne und Kostüm: Barbara Blaschke) unterstreicht diese Zeitlosigkeit: Die Kostüme sind ahistorisch, die Domizile der Königinnen aufklappbare Schrankkoffer - der von Maria in kargem Grau-Grün, Elisabeths in wattiertem Rot. Ein paar Kisten dienen als Tische oder Stühle. Live-Musiker trennen und kommentieren die einzelnen Szenen, teils mit dröhnender E-Gitarre.
Ensembleneuzugang Karoline Günst begeistert in der Titelrolle, legt Maria wild und ungebrochen an. Ihr gegenüber Julia Vincze als kalte Elisabeth, ebenso stark. Überzeugend auch Alexander Wulke als bulliger Strippenzieher Burleigh und Moritz Gabriel als undurchsichtiger Leicester.

Eine gelungene Produktion. Nächste Vorstellung: 21. Januar.
Titelfoto: PR/René Jungnickel