Dresden - Noch immer müssen Frauen um Gleichberechtigung kämpfen. In der bisherigen Geschichtsschreibung gehen auch Dresdnerinnen teils gänzlich unter. Zu Unrecht, wie eine neue Schau des Frauenstadtarchivs zeigt.
Trotz positiver Entwicklungen haben es Frauen weiterhin schwerer als Männer, in der Gesellschaft anerkannt zu werden. Nur ein Beispiel dafür sind Dresdens Straßen.
Fast jede Dritte ist nach Persönlichkeiten benannt. Betrug der Frauenanteil um die Jahrtausendwende ungefähr zehn Prozent, so ist er zuletzt auf gerade mal gut zwölf Prozent gestiegen (126 Straßen).
Auch Plätze, Denkmäler, Brücken, Parks, Kleingärten und Kulturstätten tragen bislang kaum Frauennamen, machen deren Leistungen damit öffentlich kaum sichtbar, bedauert Kunsthistorikerin Friederike Berger (35).
Sie engagiert sich beim Dresdner Frauenstadtarchiv, das sich 1995 gründete, als private Bildungseinrichtung für Chancengleichheit der Geschlechter eintritt, Biografien über Frauen und deren Wirken in und um Dresden verfasst.
Da klaffe bei Wikipedia eine große Lücke, was vorwiegend an der "patriarchisch geprägten Geschichtsschreibung" liege, so Berger.
"30 Jahre Frauenstadtarchiv" öffnet ab Montag
Um das zu ändern, wurde 1999 das Dresdner Frauenlexikon verfasst, das erstmals Hunderte "vergessene" Damen der letzten Jahrhunderte aufführt und damit weitere Recherchen möglich macht.
Es ist ein Teil der neuen Ausstellung, die sich mit archivarischen Kostbarkeiten der Frauengeschichte widmet. Etwa dem Friedenssymbol "Schwerter zu Pflugscharen", das die Dresdner Kunsthandwerkerin Ingeborg Geißler (1941-2020) anonym zu DDR-Zeiten entworfen hatte.
Oder auch einem spielbaren Kartenspiel "PATRIA(R)CIAO" zur "spielerischen Zerstörung des Patriarchats im heimischen Wohnzimmer".
Die Jubiläumsausstellung "30 Jahre Frauenstadtarchiv" öffnet ab Montag (Vernissage und Podiumsgespräch 18 Uhr) im Stadtarchiv (Elisabeth-Boer-Straße) bis 21. November, Eintritt frei.