Stadträtin kämpft gegen Corona: Dresdnerin auf scheinbar verlorenem Posten

Dresden - Geringste Impfquote, höchste Inzidenz: Sachsen ragt in der Corona-Pandemie als Negativbeispiel heraus. Stadträtin Andrea Mühle (44, Grüne) kämpft seit Herbst 2020 mit der sächsischen "No Covid"-Initiative, gefühlt auf verlorenem Posten, für möglichst viele "Grüne Zonen". Deshalb startet sie mitten in der ermüdendsten Phase der Pandemie eine neue Initiative.

"Auch die Geimpften müssen noch mal ran": Stadträtin Andrea Mühle (44, Grüne) fordert mit ihrer Initiative No-Covid einen "solidarischen Lockdown" für alle.
"Auch die Geimpften müssen noch mal ran": Stadträtin Andrea Mühle (44, Grüne) fordert mit ihrer Initiative No-Covid einen "solidarischen Lockdown" für alle.  © Petra Hornig

"Niemand von uns findet einen Lockdown toll. Niemand von uns will die Freiheit einschränken und zum Beispiel leichtfertig den Striezelmarkt absagen. Doch eine Absage des Striezelmarktes ist eben ein Schritt hin zu mehr Freiheit", sagt die Wissenschaftlerin und Politikerin.

Die Unentschlossenheit ihrer Fraktion, eine Marktabsage zu fordern, begründet sich ähnlich: "Der Freiheitsgedanke ist groß bei den Grünen."

Seit über einem Jahr ist die Stadträtin Teil von "No Covid": "Ich habe immer geglaubt, dass es funktionieren kann. Dieses Frühjahr hatten wir die Chance, dauerhafte grüne Zone ohne Corona zu bekommen. Doch es wurde zu früh gelockert und jetzt wird erneut zu spät reagiert."

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Kein Kino, kein Zoo, keine Kindergeburtstage, Gitarrenunterricht noch immer digital, weniger Freunde treffen, konsequent testen: Andrea Mühle und ihre Familie leben die Einschränkungen vor.

Der Frust, dass dies allein nicht hilft, findet sich auch in der aktuellen Lockdown-Forderung ihrer Initiative wieder.

Um Kontakte zu vermeiden, findet Musikunterricht teils noch online statt.
Um Kontakte zu vermeiden, findet Musikunterricht teils noch online statt.  © dpa/Peter Kneffel
In Sachsen ist mittlerweile die Corona-Überlastungsstufe erreicht. Weitere Einschränkungen scheinen unvermeidbar.
In Sachsen ist mittlerweile die Corona-Überlastungsstufe erreicht. Weitere Einschränkungen scheinen unvermeidbar.  © dpa/Bodo Schackow

Lockdown oder Impfpflicht muss her, fordert Dresdner Stadträtin

Shoppen, Glühwein, Bratwurst: Die Dresdner City ist ohne gravierende Corona-Einschränkungen gut besucht.
Shoppen, Glühwein, Bratwurst: Die Dresdner City ist ohne gravierende Corona-Einschränkungen gut besucht.  © Petra Hornig

"Viele Menschen sind seit nun zwei Jahren vernünftig, solidarisch und ... leise. Zu leise. Und sie sehen jetzt, wie jegliche Anstrengung, sich selbst, ihre Kinder, ihr Umfeld und die Gesellschaft gesund durch die Pandemie zu bringen, durch mangelnde Impfbereitschaft und fehlende Schutzmaßnahmen mit Füßen getreten wird."

"No Covid" fordert in einem offenen Brief daher erneut deutliche Einschränkungen. "Was aus unserer Sicht jetzt gebraucht wird, ist das Eingestehen von Fehlern. Zur Ehrlichkeit gehört, dass Versprechen aus der Vergangenheit nicht haltbar sind", steht im neuen Positionspapier.

Mindestens ein Versprechen, "kein Lockdown mehr" oder "keine Impfpflicht", müsse nun gebrochen werden.

Titelfoto: Petra Hornig

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