"Toffee"-Premiere am tjg. - Die eine will vergessen, die andere sich erinnern

Dresden - Allison (15) flüchtet vor der Gewalt ihres Vaters, sie will alle Misshandlungen unbedingt vergessen. Sie trifft die ältere Marla, die in die Demenz abgleitet und sich daher an Vergangenes unbedingt erinnern will. Ausgangspunkt für eine ungewöhnliche Freundschaft im Jugendroman "Toffee" der britischen Autorin Sarah Crossan, den das Theater Junge Generation (tjg.) für die Bühne adaptiert hat - mal hart, meistens zart, immer berührend und mit toller Musik. Die Uraufführung war am Freitag.

Die vor väterlicher Gewalt geflüchtete Allison (Adrienne Lejko) trifft auf Marla (Bettina Sörgel), die in Demenz verdämmert.  © Klaus Gigga

Allison (facettenreich: Adrienne Leijko) ist von zu Hause weggelaufen, weil ihr Vater sie schlägt und mit heißem Bügeleisen "behandelt"; in ihrem Strandhaus weiß die verwirrte Marla (witzig und rührend: Bettina Sörgel) nicht mehr, was um sie geschieht.

Sie hält Allison für Toffee, ihre Jugendfreundin. Allison versteht das erst spät, während Lucy (Ronja Rath) ihre Freundin werden möchte - eine Zuneigung, mit der Allison erst umzugehen lernen muss.

Daneben ruft Gregor Wolf unter anderem als fieser Vater Allisons und überforderter Sohn Marlas viele Register auf.

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Die Theaterfassung des ursprünglich in Versform verfassten Romans von Petra Schönwald (Bühne und Kostüm: Melanie Kintzinger) nutzt für die am Meer der Cornwall-Küste spielende Coming-of-Age-Geschichte Crossans ein an blaue Badezimmer-Teppiche erinnerndes Bodentuch - als Symbol für die Wellen an- und abschwellender Gefühle, in der die Frauen mal versinken, mal auftauchen; in denen ihre entweder wachsenden und oft verblassenden Gefühle zueinander finden - obwohl sie einander ja komplett entgegenlaufen.

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Drama am tjg. wird von Philipp Makolies musikalisch untermalt

"Woods of Birnam"-Gitarrist Phillip Makolies (47) ist im tjg. in dieser Spielzeit Artist in Residence.  © PR/Julia Metzner

Das wird wunderbar untermalt von Philipp Makolies, der - eigentlich Gitarrist und Songschreiber der Band "Woods of Birnam" - als Artist in Residence dieser tjg.-Spielzeit seinen ersten Inszenierungs-Soundtrack geschaffen hat.

Anfangs hinterlegt er emotional schwere Szenen mit elegant-atmosphärischen Gitarrenklängen; doch je befreiter die Freundschaft von Allison und Marla wird, so fröhlicher wird die Musik, bis zum finalen Twist der Heldinnen.

Es sind letztlich Snippets, kurze Andeutungen künftiger Popsongs - aber so melodisch und mitreißend, dass man sie gerne bald komplett hören möchte.

Eine gelungene, teils intensive Inszenierung für junge Erwachsene ab 14 Jahren.

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