Vom Ackerbauer zum Sternenforscher: Vor 300 Jahren wurde Astronom Johann Palitzsch geboren

Dresden - Im Jahr 1759 sorgte ein sächsischer Bauer unter gelehrten Physikern und Astronomen für riesiges Erstaunen und Bewunderung. Der in Prohlis bei Dresden arbeitende Johann Georg Palitzsch entdeckte als Erster den von Edmond Halley vorausgesagten riesigen und lichtstarken Kometen. Am heutigen Sonntag wird im Dresdner Palitzsch-Museum des 300. Geburtstages des berühmten "Bauernastronomen" gedacht - der im Selbststudium in vielen Wissenschaften zum Gelehrten gewordene Landwirt wurde am 11. Juni 1723 geboren.

Der Bauer Johann Georg Palitzsch eignete sich im Selbststudium das Wissen der Welt an - am heutigen Sonntag ist sein 300. Geburtstag.
Der Bauer Johann Georg Palitzsch eignete sich im Selbststudium das Wissen der Welt an - am heutigen Sonntag ist sein 300. Geburtstag.  © IMAGO/piemags

Und zwar als erster und einziger Sohn in die Familie eines Landwirts, der bereits ein halbes Jahr später starb. Für den strengen Stiefvater war klar, dass Johann ebenfalls Landwirt werden musste. Für Bauernkinder wurde in der Schule Leubnitz neben Rechnen, Lesen und Schreiben der Lutherische Katechismus gelehrt, mehr war nicht nötig.

Johanns helles Köpfchen und seine unersättliche Wissbegierde trieben ihn aber weiter. Der Knabe ließ sich von Landleuten, Schäfern oder Tagelöhnern deren Wissen über Pflanzen und Tiere erzählen und begann mit eigenen Forschungen. Mit 13 Jahren belauschte er ein Gespräch, dass sich alle Sterne um einen einzigen drehen.

Nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" entdeckte er den Polarstern und erweiterte sein Interesse um den Himmel. Hin und wieder lieh man ihm auch naturwissenschaftliche Bücher, die er verschlang.

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Mit 21 übernahm er mit harter Arbeit den väterlichen Hof, doch er setzte seine Studien fort. In Tolkewitz lernte er den Fernrohrbauer Christian Gärtner kennen, der ihn auch im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden vorstellte.

Dort lieferte Palitzsch regelmäßig seine detaillierten Wetterbeobachtungen ab und erhielt im Gegenzug neueste wissenschaftliche Informationen. Damit er diese auch lesen konnte, hatte der Bauer sich im Selbststudium auch noch Latein beigebracht.

So entdeckte Palitzsch den Halleyschen Kometen

Im Dresdner Stadtteil Prohlis ist Johann Georg Palitzsch ein Museum mit Denkmal gewidmet.
Im Dresdner Stadtteil Prohlis ist Johann Georg Palitzsch ein Museum mit Denkmal gewidmet.  © Ove Landgraf

Palitzsch wirtschaftete sorgsam und konnte sich nun Bücher und mathematische Instrumente leisten. Durch Verkehr mit Gelehrten wurde er auch dem Adel bekannt, manche besuchten sogar diesen seltsamen Bauern. Einige behandelten den Mann mit der Mistgabel von oben herab, bevor sie ins Staunen über seine Gelehrigkeit kamen.

Obwohl sein Land damals Sachsen unterworfen hatte (siebenjähriger Krieg), schenkte Prinz Heinrich von Preußen dem Landwirt einen 2,40 Meter langen Fernrohrtubus. Mit dem sollte Palitzsch Geschichte schreiben.

Am 1. Weihnachtsfeiertag 1758 baute er das Instrument auf dem Erdhügel hinter seiner Scheune auf. Und im Sternbild der Fische entdeckte er einen noch nie vermeldeten nebligen Stern - der 1705 angekündigte und sehnsüchtig erwartete Komet. An den Folgetagen bestätigte sich die Vermutung.

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Die Entdeckung wurde bald darauf in den "Dreßdnischen Gelehrten Anzeigen" veröffentlicht und drang nach und nach auch zu den astronomischen Koryphäen durch. In Paris etwa hatte der berühmte Charles Messier vergeblich gesucht, er fand den Kometen erst vier Wochen nach Palitzsch.

Dieser hatte nun die Richtigkeit der Newtonschen Gravitationstheorie nachgewiesen.

Dresdner Schule nach Georg Palitzsch benannt

Palitzsch setzte sich auch für den Anbau der Kartoffel im Elbtal ein.
Palitzsch setzte sich auch für den Anbau der Kartoffel im Elbtal ein.  © 123RF/stocksnapper

Von da an korrespondierte der schlaue Bauer regelmäßig mit den Akademien in Paris und London und wurde später als "Bauerngelehrter" in die Leipziger Ökonomische Sozietät aufgenommen. Palitzsch machte nicht nur mit weiteren astronomischen Beschreibungen auf sich aufmerksam - er entdeckte auch erstmals in Sachsen Süßwasserpolypen und setzte sich maßgeblich für die Einführung von Kartoffelanbau und Blitzableitern im Elbtal ein. Er starb mit 64 Jahren.

In Dresden wurde die 121. Oberschule nach ihm benannt, hier steht mit dem "Palitzschbrunnen" auch ein Denkmal. Seinen Namen tragen ebenfalls ein Asteroid, ein Tal und drei Krater auf dem Mond.

Halleyscher Komet: Ein seltener Gast am Firmament

Isaac Newton musste von Edmond Halley überredet werden, seine bahnbrechenden Berechnungen zu veröffentlichen.
Isaac Newton musste von Edmond Halley überredet werden, seine bahnbrechenden Berechnungen zu veröffentlichen.  © wikipedia

Der Halleysche Komet umkreist im Mittel aller 75,3 Jahre die Sonne und ist nur für einige Wochen mit bloßem Auge sichtbar. Seit dem Jahr 240 v.u.Z. wurde diese Himmelserscheinung mindestens 25 Mal beobachtet und beschrieben. Doch man wusste lange nicht, dass es sich um ein und dasselbe Objekt handelt. Meist war sein Erscheinen mit großer Furcht und Weltuntergangsstimmung verbunden.

Erst der britische Astronom Edmond Halley vermutete die berechenbare Wiederkehr. Er glaubte, dass der von Johannes Kepler (1607) und dem ebenfalls sächsischen Bauernastronomen Christoph Arnold (1682, Sommerfeld bei Leipzig) beschriebene Komet identisch ist.

Weil Halley mit seinen Berechnungen nach den Keplerschen Gesetzen nicht ganz klarkam, suchte er Isaac Newton auf. Der hatte die Lösung bereits in der Schublade. Nun konnte die Wiederkehr des Kometen vorausgesagt werden: im Jahre 1758/59. Hier kam Palitzsch ins Spiel ...

Das bisher letzte Mal - die Älteren erinnern sich - war der Halleysche Komet 1986 am Nachthimmel zu sehen. Bei jeder Runde um die Sonne verliert er eine Menge Material, sodass er bei jedem Erscheinen etwas leichter und weniger lichtstark ist. Seine nächste Ankunft ist für Juli 2061 vorhergesagt.

Titelfoto: IMAGO/piemags

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