Kupferstich-Kabinett zeigt Riesenbilder-Schau: Mit Stift und Pinsel "on the Road"

Dresden - Das Künstlertum und das Reisen - seit Jahrhunderten ist das eng miteinander verbunden. Der Wunsch, die Grenzen der eigenen Heimat zu überschreiten, führt zu enormer Kreativität. Das zeigt - passend zur beginnenden Feriensaison - das Kupferstich-Kabinett in der hellleuchtend-leichten Schau "Ferne, so nah. Künstler, Künstlerinnen und ihre Reisen."

Die wellenförmige Ausstellungsarchitektur von Ben Langlands und Nikki Bell will das Erlebnis einer Reise nachbilden.
Die wellenförmige Ausstellungsarchitektur von Ben Langlands und Nikki Bell will das Erlebnis einer Reise nachbilden.  © Norbert Neumann

Die zurückliegende Pandemie habe gezeigt, wie es war, als die Welt eingefroren war und man nicht reisen konnte, sagt Marion Ackermann (58), Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).

"Die Ausstellung stemmt sich als Anti-Impuls gegen den danach entstandenen Trend zum Rückzug", so Ackermann. Das zeige die Neonbuchstaben-Installation "Frozen Sky" des britischen Künstler-Duos Ben Langlands und Nikki Bell, die mit kreisrund leuchtenden Orts-Kürzeln die Bewegung des Reisens und des ständigen Unterwegsseins illuminiere.

Langlands & Bell haben auch die aktuelle Ausstellungsarchitektur erschaffen, die in halbrunden oder wellenförmigen Tischvitrinen verschlungenen Reisewegen nachspürt.

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Unter den Glasoberflächen sind illustrierte Reisebücher aus verschiedenen Jahrhunderten zu sehen, oder die zehnteilige Blätterserie "Die Sitten und Gebräuche der Türken" von Pieter Coecke van Aelst, die eine spätmittelalterliche Reise nach Konstantinopel 1553 nachzeichnet.

Die kreisrund-blinkende Neon-Skulptur "Frozen Sky" (1999) des britischen Künstler-Duos Langlands & Bell illustriert mit leuchtenden Orts-Kürzeln das weltweite Unterwegssein.
Die kreisrund-blinkende Neon-Skulptur "Frozen Sky" (1999) des britischen Künstler-Duos Langlands & Bell illustriert mit leuchtenden Orts-Kürzeln das weltweite Unterwegssein.  © Norbert Neumann
Leuchtende Kürzel symbolisieren die einzelnen Städte.
Leuchtende Kürzel symbolisieren die einzelnen Städte.  © Norbert Neumann

Über 120 Zeichnungen werden präsentiert

Humoristische Karikatur: "Ein Künstler auf Reisen in Wales" von Thomas Rowlandson, ca. 1797.
Humoristische Karikatur: "Ein Künstler auf Reisen in Wales" von Thomas Rowlandson, ca. 1797.  © Norbert Neumann

Die Werke der Ausstellung - unter anderem auch von Dürer oder dem selten verliehenen Hans Holbein d. J. - legen den Fokus aufs Reisen vor der Erfindung der Fotografie, sagt Stephanie Buck, Direktorin des Kupferstich-Kabinetts.

Als Maler und Grafiker noch zu Fuß, zu Pferde oder mit der Eisenbahn unterwegs waren: "Ein langsames Reisen, ein 'Slow Tourismus', als Reisen noch mit Freundschaften und gemeinsamen Erfahrungen zu tun hatten."

Über 120 Zeichnungen, Alben, Skizzenbücher, Radierungen und Druckgrafiken von der Renaissance bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sind zu sehen, dazu technisches Equipment der damaligen Künstler, also Wanderstifte und Reisemalkästen mit eingebauter Staffelei. Man sieht Land und Leute, Landschaft, Architektur und Menschen - und Künstler bei ihrer Arbeit.

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Drei Abteilungen gibt es: "Unterwegs/On the Road", "Reiseziel Rom" - unter anderem mit selten gesehenen Italien-Skizzen von Goethe - und den Nebenraum "Dresden", der Werke aus den Sammlungen des Fürstentums präsentiert, die deren Faszination für Indien, China, Brasilien oder die Türkei dokumentieren.

Die Ausstellung mit Leihgaben der Bellinger Collection London läuft bis 8. Oktober - und macht Lust aufs Aufbrechen. Natürlich erst nach Besuch der Schau.

Titelfoto: Montage: Norbert Neumann (3)

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