Lebensmut statt Todesurteil: Pankreas-Krebs ist immer öfter heilbar

Pirna - Noch vor wenigen Jahren galt die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs als Todesurteil. Jährlich erkranken etwa 22 von 100.000 Menschen am tückischen Pankreas-Karzinom. 18.000 Patienten sterben in Deutschland jedes Jahr an der Erkrankung. Doch bessere Behandlungsmethoden nehmen der Diagnose jetzt ein Stück weit den Schrecken.

Prof. Jürgen Weitz (54) mit Christian Redo (65) - einer von etwa 160 Patienten, die am Dresdener Pankreas-Zentrum operiert und 300, die hier jedes Jahr behandelt werden.
Prof. Jürgen Weitz (54) mit Christian Redo (65) - einer von etwa 160 Patienten, die am Dresdener Pankreas-Zentrum operiert und 300, die hier jedes Jahr behandelt werden.  © Eric Münch

Die Leidensgeschichte von Christian Redo (65) aus Pirna begann vor einem Dreivierteljahr mit stechenden Schmerzen im oberen Brustbereich. "Sie gingen weg, kamen aber immer wieder. Zudem habe ich zehn Kilo abgenommen."

Nach Ultraschall-Untersuchungen und Computertomografie vermuteten die Ärzte erst eine gutartige Zyste. Doch die Beschwerden blieben, wurden immer größer.

Vom Krankenhaus Pirna wurde er schließlich ans Pankreas-Zentrum des Uniklinikums Dresden verlegt. "Bereits am nächsten Tag lag ich unterm Messer, wurde genau an meinem Geburtstag am 24. Juli operiert", erzählt Redo.

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Das Tückische an der Krebsart: Heilung besteht nur, wenn der Tumor noch nicht gestreut hat und der Chirurg ihn komplett entfernen kann.

"Dafür ist eine komplizierte Operation nötig, in deren Verlauf zum Beispiel häufig Blutgefäße erst entfernt und dann rekonstruiert werden müssen", erklärt Prof. Jürgen Weitz (54) vom Dresdner Uniklinikum und "Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden" - eines von sechs in Deutschland und einziges in Sachsen.

Oft gelten Patienten deshalb als inoperabel. "Doch beim Pankreas-Karzinom lohnt sich immer eine zweite Meinung", rät Weitz.

Überlebenschancen der Patienten steigen

Unspezifisches Druck- und Völlegefühl, ungewollter Gewichtsverlust, Rückenschmerzen, ab und zu Übelkeit: Ein Pankreaskarzinom verursacht erst spät Symptome, weil die Bauchspeicheldrüse tief im Körper liegt.
Unspezifisches Druck- und Völlegefühl, ungewollter Gewichtsverlust, Rückenschmerzen, ab und zu Übelkeit: Ein Pankreaskarzinom verursacht erst spät Symptome, weil die Bauchspeicheldrüse tief im Körper liegt.  © 123rf.com/Sebastian Kaulitzki

Die beste Expertise gibt es an einem Kompetenzzentrum, wo ein Expertenteam aus erfahrenen Onkologen, Chirurgen, Internisten, Radiologen und Pathologen zusammen die Chancen auf eine erfolgreiche OP abschätzt.

Weitz: "Da lohnt sich oft eine Verlegung vom heimatnahen Krankenhaus an die Spezialklinik." Dort können solche komplizierten Operationen meist sicherer durchgeführt werden.

In einer über achtstündigen Operation wurde bei Redo der krebsbefallene Kopf der Bauchspeicheldrüse entfernt. "Bereits einen Tag nach der OP bin ich aus dem Bett aufgestanden, konnte zehn Tage später entlassen werden", erzählt er.

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Nur die 30 Zentimeter lange Narbe und insgesamt 20 Kilogramm Gewichtsverlust erinnern noch an den komplizierten Eingriff. Inzwischen geht Redo in seiner Firma für Kassensysteme wieder arbeiten, wird derzeit mit einer Chemotherapie behandelt. "Prof. Weitz hat mir mein Leben gerettet", ist sich Redo sicher.

"Dank präziserer Operationstechnik und deutlich wirksamerer Chemotherapie sind die Überlebenschancen der Patienten vier Jahre nach der OP von einst zehn Prozent auf inzwischen 40 bis 50 Prozent gestiegen", sagt Prof. Weitz. "Herr Redo hat eine reelle Chance auf ein langes Leben."

Die Krankheit ist auch eine Frage des Alters

Nachsorge mit viel Kompetenz: Funktionsoberarzt Dr. Christoph Kahlert im Patientengespräch mit Christian Redo.
Nachsorge mit viel Kompetenz: Funktionsoberarzt Dr. Christoph Kahlert im Patientengespräch mit Christian Redo.  © Uniklinikum Dresden/Ulrich Lippke
"Das Gemeine ist, dass ein Pankreaskarzinom erst spät Symptome verursacht, weil die Bauchspeicheldrüse tief im Körper liegt": Prof. Jürgen Weitz (54).
"Das Gemeine ist, dass ein Pankreaskarzinom erst spät Symptome verursacht, weil die Bauchspeicheldrüse tief im Körper liegt": Prof. Jürgen Weitz (54).  © Uniklinikum Dresden/Thomas Albrecht
Lila Leuchten sensibilisiert: Zum Pankreaskrebstag am kommenden Donnerstag erstrahlt das Dresdner Lingnerschloss zwischen 16 und 22 Uhr in Lila.
Lila Leuchten sensibilisiert: Zum Pankreaskrebstag am kommenden Donnerstag erstrahlt das Dresdner Lingnerschloss zwischen 16 und 22 Uhr in Lila.  © ronaldbonss.com /Ronald Bonss

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist nach Lungen-, Darm- und Brustdrüsen-Karzinom die vierthäufigste krebsbedingte Todesursache.

"Bis zum Jahr 2030 wird er zur zweithäufigsten aufsteigen, weil wir immer älter werden und das Pankreaskarzinom eine Erkrankung des höheren Alters ist", sagt Prof. Weitz. Außerdem nehmen Risikofaktoren zu. Eine Vorsorgeuntersuchung gibt es nicht. Einzige Vorbeugung: Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen und hohen Alkoholkonsum vermeiden.

Zum Pankreaskrebstag am kommenden Donnerstag wird dieses Jahr das Dresdner Lingnerschloss lila angeleuchtet. Die Farbe soll auf eine der weltweit tödlichsten Krebsarten aufmerksam machen.

Titelfoto: Montage: Eric Münch, 123rf.com/Sebastian Kaulitzki

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