Olaf Scholz auf Tuchfühlung mit den Bürgern: So lief der Kanzler-Tag in Dresden

Dresden/Glashütte - Wir sind Kanzler! Die Bürger der Landeshauptstadt und die darum herum waren es beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) den ganzen heutigen Donnerstag.

Selfie mit Kanzler: Eine Mitarbeiterin der Elbeflugzeugwerke (EFW) nutzt den Kanzlerbesuch für ein ganz persönliches Foto. Olaf Scholz (65, Mitte) setzte dazu sogar ein EFW-Base-Cap auf
Selfie mit Kanzler: Eine Mitarbeiterin der Elbeflugzeugwerke (EFW) nutzt den Kanzlerbesuch für ein ganz persönliches Foto. Olaf Scholz (65, Mitte) setzte dazu sogar ein EFW-Base-Cap auf  © dpa/Ebrahim Noroozi

Einige wollten lieber nicht Kanzler sein und demonstrierten - am Rande. Im Mittelpunkt stand jedoch der Dialog mit den Menschen.

Dicke Limousine? Nein, Scholz landet gegen Mittag mit dem Flieger und mit 25 Minuten Verspätung auf dem Flughafen Dresden International. Trotzdem eine Punktlandung.

Die Elbeflugzeugwerken (EFW), sein erster Termin, sind um die Ecke. 2200 Mitarbeiter aus 30 verschiedenen Nationen arbeiten dort an der Umrüstung von Passagier- auf Frachtflugzeuge. Scholz' Botschaft mit Blick auf den Fachkräftemangel ist unmissverständlich: "Wir brauchen Arbeitskräfte aus anderen Ländern."

Und: Wirtschaftlicher Aufschwung gelinge in einem Land, das zusammenhält, das sich nicht spalten lasse Deshalb sei es wichtig, denen zu widersprechen, die "unser Land auseinandertreiben wollen".

Der nimmt's aber ganz genau: Kanzler Scholz beim Besuch des Uhrenherstellers Nomos.
Der nimmt's aber ganz genau: Kanzler Scholz beim Besuch des Uhrenherstellers Nomos.  © dpa/Jens Schlüter

"Ich lese gern Zeitung", sagt Olaf Scholz

Olaf Scholz ließ sich viel erzählen, hatte aber auch was zu sagen. Bei den EFW appellierte er an die Verständigungsbereitschaft der Menschen und mahnte ihren Zusammenhalt an.
Olaf Scholz ließ sich viel erzählen, hatte aber auch was zu sagen. Bei den EFW appellierte er an die Verständigungsbereitschaft der Menschen und mahnte ihren Zusammenhalt an.  © dpa/Ebrahim Noroozi

Am Nachmittag ist er bei den Dresdner Verkehrsbetrieben. "Wir diskutieren grade schon. Haben Sie Lust?", fragt die Leiterin der Projekts metro_polis, Kristina Krömer (42). Scholz, hanseatisch knapp: "Unbedingt."

Seit einigen Jahren bringen Moderatoren Fahrgäste jeweils im letzten Waggon einer Linie zu Gesprächen über völlig unterschiedliche Themen zusammen. Sie sei so begeistert davon, erzählt Angelika Schley (71), dass sie fast selbst mitgemacht hätte. Aber: "Ich mache ja auch noch bei der Schülerhilfe mit."

"Ich lese gern Zeitung", sagt Scholz, "und zwar ganz". Er komme dabei auf Dinge, die er gar nicht habe wissen wollen (aber mit Gewinn gelesen habe). Ähnlich könnten Gespräche zwischen unterschiedlichen Menschen zu mehr Verständnis untereinander führen, sagt Scholz und wirbt für eine "Verständigungsgemeinschaft".

Zuvor hatte Scholz den Uhrenhersteller Nomos in Glashütte (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) besucht und sich selbst an einem Werkstück versucht, aber damit kokettiert, dass er handwerklich nicht der Geschickteste sei.

Beim Flugzeugumrüster EFW läuft's: Scholz mit den Geschäftsführern Jordi Boto (r.) und Kai Mielenz (l.) - und einem Modell des Airbus A330.
Beim Flugzeugumrüster EFW läuft's: Scholz mit den Geschäftsführern Jordi Boto (r.) und Kai Mielenz (l.) - und einem Modell des Airbus A330.  © dpa/Ebrahim Noroozi

Vorbei an den Rechtsextremen

Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben wurde der Kanzler von den DVB-Vorständen Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert (l.) begrüßt. Erst danach ging's in den Fahrgastdialog.
Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben wurde der Kanzler von den DVB-Vorständen Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert (l.) begrüßt. Erst danach ging's in den Fahrgastdialog.  © Eric Münch

Bis zum letzten Programmpunkt verläuft der Kanzlerbesuch reibungsarm, fast so als hätte den Knopf "Weichspülen" gedrückt.

Vor dem Bürgerdialog im Kraftwerk Mitte muss Scholz dann an Fahnen der rechtslastigen "Freien Sachsen" vorbei, an Treckern und Transparenten mit Aufschriften wie "Stoppt den Raub - Steuern runter" oder "Hampelregierung/sofort abtreten".

Auch das kann man als eine Art von Dialog betrachten. Scholz erträgt's mit Fassung.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch//dpa/Ebrahim Noroozi//dpa/Jens Schlüter

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