Das dunkle Geheimnis von Schloss Schönfeld in Dresden

Dresden - Das Dresdner Residenzschloss oder die Elbschlösser Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg kennt wohl jeder. Doch wusstet Ihr, dass in und um Dresden weit über hundert weitere Herrscherhäuser stehen, umrankt von zahllosen Geschichten und Legenden? TAG24 hat sich für eine neue Serie auf die Spur dieser weitgehend geheimnisvollen und fast vergessenen Seite von Dresden gemacht. Schlösser, Burgen, Rittergüter - lasst Euch überraschen.

Das heutige Zauberschloss wartet auf einen neuen Anstrich.
Das heutige Zauberschloss wartet auf einen neuen Anstrich.  © Holm Helis

Stolz trotzt es seiner blätternden Fassade - das Renaissanceschloss Schönfeld, im 16. Jahrhundert auf den Grundmauern eines Wasserschlosses erbaut.

Die Pracht alter Tage, als hier Augusta, Gräfin von Friesen (1708-1728), die uneheliche Tochter Augusts des Starken (1670-1733) und der Gräfin Cosel (1680-1765), mit ihrem Gatten Heinrich Friedrich von Friesen (1681-1739) lebte, lässt sich bestenfalls noch erahnen.

Doch hinter der verwitterten Eingangstür sieht es schon anders aus. Hier wird es geradezu zauberhaft.

Das Gotteshaus steht nur wenige Meter neben dem Schloss und ist mit ihm über eine kleine Brücke verbunden.
Das Gotteshaus steht nur wenige Meter neben dem Schloss und ist mit ihm über eine kleine Brücke verbunden.  © Holm Helis

Schloss ist einer der beliebtesten Heiratsorte der Stadt

Es gibt noch aus der Renaissance erhaltene Deckenmalereien im Schloss.
Es gibt noch aus der Renaissance erhaltene Deckenmalereien im Schloss.  © Petra Hornig

Ein magischer Ort ist es, nicht nur, weil der Kunst- und Kulturverein Schloss Schönfeld seit 2004 hier das Zauberschloss betreibt und es viele Utensilien dieser besonderen Kunst zu bestaunen gibt.

Das Schloss ist einer der beliebtesten Heiratsorte der Stadt, lädt zu Ausstellungen und hat ein kleines Museum, das an die Geschichte des Schlosses und seine Bewohner erinnert.

In dem heute im Besitz der Stadt Dresden befindlichen ehemaligen Adelssitz gibt es sogar noch Original-Deckenbemalungen aus der Renaissance zu bestaunen.

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Sie stammen aus der Zeit, als das damalige Rittergut 1568 an den kurfürstlichen Kammerrat Georg Cracow (1525-75) – ein einflussreicher Berater von Kurfürst August (1526-86) – überging, der ab 1573 das Schloss errichten ließ.

Als dieser bei Hofe in Ungnade fiel, wurde er auf Schloss Schönfeld verhaftet. Weitere Besitzer wechselten sich ab.

Die prominenteste Bewohnerin: Augusta!

Augusta Constantia von Friesen (1708-28), die uneheliche Tochter Augusts des Starken, war die wohl berühmteste Bewohnerin.
Augusta Constantia von Friesen (1708-28), die uneheliche Tochter Augusts des Starken, war die wohl berühmteste Bewohnerin.  © Petra Hornig

Am prominentesten ist sicher Augusta, die - wie auch ihre berühmten Eltern - als Porträt die Wände schmückt.

Augusta ereilte ein besonderes Schicksal - nur ein paar Schritte vom Schloss entfernt. Sie soll in der Gruft der Kirche (13. Jahrhundert) lebendig begraben worden sein.

1728 war sie zum Karneval an den Blattern (Pocken) erkrankt und wenige Tage später - kaum 20 Jahre alt - im Schloss verstorben. Schnell wurde sie in der Gruft unter der Kirche beigesetzt.

Nach der Trauerzeremonie geschah es: Ein Kirchendiener vernahm plötzlich klägliche Schreie. Er meldete das der Herrschaft.

Als man den Sarg kurz darauf öffnete, lag Augusta mit wirrem Haar und weit geöffneten Augen da, an der Innenseite des Sargdeckels fand man blutige Kratzspuren.

Schloss diente zwischenzeitlich als Gefängnis

Die Gefängniszelle im Schloss.
Die Gefängniszelle im Schloss.  © Petra Hornig

Aufregend geht auch die Geschichte des Schlosses weiter.

In den folgenden Jahrhunderten diente es unter anderem als Gericht und Gefängnis. Eine Zelle ist bis heute erhalten.

1945 hatte die erste Dresdner Nachkriegszeitung ("Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung") hier ihren Sitz. 1991 begann eine umfassende Rekonstruktion.

Der letzte Fassaden-Anstrich liegt mittlerweile schon wieder 15 Jahre zurück. Das Dach benötigt dringend eine Reparatur.

Immerhin wird die historische Eingangstür bis Jahresende saniert.

"Leider sind die finanziellen Mittel im Haushalt nicht ausreichend, um kurzfristig alle erforderlichen Instandsetzungen durchzuführen", so eine Sprecherin der Stadt.

Ab September wird wieder gezaubert im Schloss

Das Schloss stammt aus der Renaissance.
Das Schloss stammt aus der Renaissance.  © Petra Hornig

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der Corona-gebeutelte Verein hat endlich Zuwendungen bekommen.

"Das Überleben ist gesichert", so Karl-Heinz Kaiser (68), Vize-Vorsitzender des Vereins.

Ab September wird wieder gezaubert im Schloss.

Und auf der Schlossinsel werden noch in diesem Herbst drei Linden – wie einst – im Eingangsbereich gepflanzt sowie eine am Rande des Schlossteichs.

Ebenso wird eine 40 Meter lange Eibenhecke an der westlichen Parkgrenze gepflanzt, wie die Stadt mitteilt.

Titelfoto: Holm Helis

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