Die große Mäzen-Familie: Arnhold-Nachfahren zurück in Dresden
Dresden - Der Name Arnhold ist untrennbar verwoben mit Dresden. Die jüdische Bankiers-Familie ermöglichte mit großzügigen Spenden nicht nur den Bau des Georg-Arnhold-Bads oder später den Wiederaufbau der Frauenkirche. Bis heute sind die Nachfahren der Stadt zugewandt, trotz ihrer Vertreibung zu NS-Zeiten.

Jetzt reisen über 80 Familienmitglieder aus aller Welt an, um die Eröffnung der neuen Begegnungsstätte "Haus der Brücke" in der Rähnitzgasse zu feiern - ein Projekt der Völkerverständigung, das es ohne die Arnholds gar nicht gäbe.
"Welcome to our new office" (übersetzt: "Willkommen in unserer neuen Arbeitsstätte"), hieß OB Dirk Hilbert (53, FDP) herzlichst zwei Arnhold-Nachkommen im Stadtforum willkommen.
Das neue Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz steht ganz in der Nähe jenes Bankhauses, das ab 1864 die Gebrüder Arnhold (Max und Georg) führten, viele Unternehmen finanzierten. Es war bis zur Enteignung 1935 eine der fünf größten Privatbanken Deutschlands.
"Es ist DIE Mäzen-Familie für Dresden", betonte Hilbert, den wiederum Arnhold-Nachkomme Steven Schaefer (85, lebt in London) gestern als "Freund der Familie" bezeichnete.
Die Arhnolds sind "DIE Mäzen-Familie für Dresden" betont OB Hilbert

So sprach Hilbert von einem seiner "emotionalsten Termine", als er vor Jahren Henry Arnhold (1921-2018, Enkel von Georg Arnhold und Onkel von Steven Schaefer) getroffen hatte. Der erzählte Hilbert, wie er als Junge in den 30er-Jahren nicht mehr das Georg-Arnhold-Bad betreten durfte - dessen Bau und Eröffnung 1926 die Arnholds selbst finanziert hatten. Wegen der Judenverfolgung musste die jüdische Familie schließlich aus Dresden fliehen.
Henry Arnhold knüpfte nach der Wende die Bande der Familie (viele Angehörige leben in den USA) und ihrer Heimatstadt als "Brückenbauer" neu, förderte damit Frauenkirche, Neue Synagoge, Staatliche Kunstsammlungen, die Orgel im Kulturpalast. "Man weiß gar nicht, wo man anfangen und aufhören soll", machte Hilbert klar. Jüngst gab die Familie 1,9 Millionen Euro für "Haus der Brücke" (siehe Kasten) und Robotron-Kantine.
Die Dresdner treffe keine kollektive Schuld an den Geschehnissen zur Zeit des Nationalsozialismus, erklärte Steven Schaefer die tiefe Verbundenheit seiner Familie mit der Stadt.
"Das Haus der Brücke steht für das, was Henry Arnhold immer wichtig war: Versöhnung, Austausch und Teilhabe."
Sonntag öffnet das "Haus der Brücke"

Das "Haus der Brücke" ist ein offenes Haus für Begegnung, gesellschaftliche Vielfalt und kulturellen Dialog. Die Arnholds ermöglichten den Umbau des früheren Standorts des Kunsthauses Dresden (zog in die robotron-Kantine) in der Rähnitzgasse 8 im Barockviertel.
Bis zu elf Vereine und Migrantenorganisationen können nun einziehen und einen Arbeitsplatz oder ein Büro anmieten.
Es gibt auch einen "Raum der Stille", der für religiöse Veranstaltungen genutzt werden kann. Am Sonntag gibt's zur Eröffnung ab 15.30 Uhr ein großes Nachbarschaftsfest mit der Familie Arnhold sowie Führungen.
Am Tag zuvor feiern die Nachfahren im Georg-Arnhold-Bad dessen 100-jähriges Jubiläum.

Kommentar von Hermann Tydecks: Versöhnung ist möglich!

Die Arnhold-Familie ist ein Segen für Dresden. Nicht nur aus finanzieller Sicht, auch wenn dieser Aspekt in Zeiten leerer Kassen nicht zu unterschätzen ist und die Familie schon locker einen zweistelligen Millionenbetrag in ihre frühere Heimatstadt gesteckt hat.
Nein, es geht vielmehr um Zeichen der Völkerverständigung, die in unseren aktuellen Zeiten von besonderer Bedeutung sind. So blieb die jüdische Familie ihrer Heimatstadt, in der sie bereits so viel Positives bewirkt hatte, verbunden - obwohl sie vor den Nazis aus Dresden fliehen musste, ihr Hab und Gut enteignet wurde.
So fühlten sich in die USA emigrierte Familienmitglieder für die zerstörte Frauenkirche mitverantwortlich, weil sie während des Krieges in der amerikanischen Armee gedient hatten (aber nicht in den Bombern saßen). Ein Grund, warum sie nach der Wende den Wiederaufbau des Gotteshauses unterstützten.
Die Arnholds stehen für Versöhnung und Verständigung. So entstand auch die Idee für ein "Haus der Brücke", was in Dresden jetzt Vereinen, die mit Migranten arbeiten, Räume bietet, die sie vorher nicht hatten.
Auch OB Hilbert hat seinen Anteil dazu beigetragen. Dass die Arnholds Dresden in den letzten Jahren weiter so unterstützen, ist auch ihm zu verdanken.
Er scheint auf Treffen mit der Familie die richtigen Worte zu finden, vermittelt als oberster Repräsentant der Stadt Respekt und Dankbarkeit. Bei aller Kritik, die der OB oft einfährt, sei das lobend erwähnt.
Titelfoto: Montage: Stefan Häßler, Deutsche Fotothek