Dresden - Schon seit Jahren fürchten Nutzer von Garagen-Höfen den Verlust ihres wohnortnahen Parkplatzes. Nun sollen sechs Komplexe in verschiedenen Stadtteilen plattgemacht werden. Auch, um Platz für ökologische Ausgleichsmaßnahmen (etwa eine Wiese) der im Norden siedelnden Chip-Industrie zu schaffen.
Weichen sollen rund 100 Garagen an sechs Standorten.
Bereits durch frühere Beschlüsse festgelegt ist das Aus für den Komplex Sporbitzer Straße (Meußlitz, 6 Garagen), Alte Meißner Landstraße (Briesnitz, 17 Garagen) und Messering (Friedrichstadt, 3 Garagen).
Die Areale sollen entsiegelt und begrünt werden.
Bislang "nur" geplant ist der Rückbau der Komplexe Wuttkestraße (Loschwitz, 8 Garagen), Zschonergrundstraße (Kemnitz, 24 Garagen) und Toeplerstraße (Tolkewitz, 41 Garagen).
Dort, im betroffenen östlichen Teil, hat auch Anwohner Philipp Böhme (35) seine Garage von der Stadt gepachtet, zahlt rund 30 Euro im Jahr (zuzüglich Strom).
"Wenn ich sie verliere, finde ich hier nach der Spätschicht keinen Parkplatz mehr", sagt der Mitarbeiter der Elbe Flugzeugwerke. Auch für viele Ältere sei das problematisch.
Anwohner fürchten um ihre wohnungsnahen Garagen
Im Hof gegenüber hatte Günter Eppendörfer (87) ab 1963 seine Garage mit anderen Anwohnern sogar selbst errichtet.
"Mit Hacke und Schaufel", sagt er stolz. Wichtiger als diese Erinnerung ist ihm allerdings der praktische Nutzen: "Ich bin gehbehindert, auf den wohnungsnahen Parkplatz angewiesen. Wo sollen die ganzen Autos denn sonst hin?"
Zwar verzeichnet auch das Rathaus um die Toeplerstraße "hohen Parkdruck". Allerdings wohnen laut Verwaltung nur zwölf der 35 Nutzer nahe ihrer Garagen (maximal 300 Meter entfernt).
Ihnen soll als Kompensation bei der Neuvergabe von frei gewordenen Garagen auf dem benachbarten Areal ein bevorzugtes Zugriffsrecht eingeräumt werden.
"Zentrales Ziel der Umnutzung von Garagengrundstücken sollte die Schaffung von neuem Wohnraum sein, kritisiert "Team Zastrow"-Fraktions-Chef Holger Zastrow (56). "Jetzt schlägt der Baubürgermeister jedoch vor, Garagen als Ausgleichsflächen zugunsten der neuen Chipfabriken abzureißen."
Entscheidung liegt beim Bau-Ausschuss
Tatsächlich soll das Areal Toeplerstraße, das im Landschaftsschutzgebiet liegt, entsiegelt werden und als ökologische Ausgleichsfläche auch für die neue Infineon-Chipfabrik in Klotzsche sowie die Deich-Erhöhung in Kaditz fürs geplante Flusswasserwerk (wird auch für die Industrie gebraucht) dienen.
"Leider hat die Stadt viel zu wenig andere Grundstücke, die für Ausgleichsmaßnahmen im Zuge von Baumaßnahmen dienen können. Hier rächt sich der ahnungslose Ausverkauf städtischer Grundstücke in der Vergangenheit", sagt SPD-Stadtrat Stefan Engel (32).
"Wir werden in jedem Einzelfall genau prüfen, ob die Kündigung durch die Verwaltung wirklich notwendig ist."
Stimmt der Bau-Ausschuss im November dem geplanten Rückbau nicht zu, können die Garagen zunächst bleiben.